Gletscher mit Mikroplastik verseucht

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Symbolbild.(c) imago/blickwinkel (McPHOTO/M. Begsteiger)
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Funktionsbekleidung von Touristen ist schuld.

Oft sind es Naturfreunde und Umweltbewusste, die in ihrer Freizeit Erholung beim Wandern, Klettern und Bergsteigen suchen. Den wenigsten dürfte dabei bewusst sein, dass sie mit ihrer atmungsaktiven Sportbekleidung auch jede Menge Mikroplastik in die Berge tragen.

Mittlerweile findet man es dort in derselben Konzentration wie an den Stränden der Weltmeere. 74 Plastikteilchen pro Kilo Ablagerung fanden sich auf der Oberfläche des Forni-Gletschers im Nationalpark Stilfserjoch, berichtete der italienische Umweltforscher Sergio Azzoni auf der großen Geowissenschaften-Konferenz in Wien. Den Berechnungen zufolge liegen dort 131 bis 163 Millionen Plastikpartikel.

Holzschuhe und OP-Kittel

Unter den gesammelten Kunststoffen fand sich Polyester, Polyamid, Polyethylen und Polypropylen – zwei Drittel hatten Faserform und stammen von Funktionskleidung der Bergtouristen, so Azzoni. Der Rest bestand aus kleinen Fragmenten, die vom Wind in die Höhe getragen oder ebenfalls von den Bergsteigern mitgebracht wurden. Um ihre Analysen nicht mit selbst mitgebrachten Kunststoffpartikeln zu kontaminieren, trugen die Forscher grüne OP-Kleidung aus reiner Baumwolle und Holzschuhe, Proben entnahmen sie mit Metalllöffeln und verwahrten sie in Glasbehältern.

Einmal am Berg angekommen, verschwinden die Plastikteilchen nicht mehr, erklärt Azzoni. Der Gletscher biete zwar eine große Ablagefläche für Unrat, jedoch kaum Gelegenheiten zum Abtransport, etwa durch Gletscherflüsse. Die Erfassung der Plastikmenge auf den Berggipfeln sei dadurch relativ einfach, verglichen mit dem Plastikmüll im Meer: Hier wird das meiste in der weitgehend unerforschten Tiefsee vermutet. (APA/däu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2019)

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