Am Lagerfeuer des Austropop

Jö schau, vier Angezogene vor dem Café Hawelka: Lucy McEvil, Alf Peherstorfer, Christoph Krutzler und Oliver Welter vor dem Handlungsort des wohl bekanntesten Songs von Austropop-König Georg Danzer (1946–2007).
Jö schau, vier Angezogene vor dem Café Hawelka: Lucy McEvil, Alf Peherstorfer, Christoph Krutzler und Oliver Welter vor dem Handlungsort des wohl bekanntesten Songs von Austropop-König Georg Danzer (1946–2007).(c) Sophie Menegaldo
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Von „Elfi“ bis zum „Tschurifetzen“: Ein preisgekröntes Quartett wagt sich mit „Jö schau“ im Wiener Rabenhof-Theater an das Liedwerk Georg Danzers.

Wir sind vier grundverschiedene Charaktere, doch zwischen uns herrscht hervorragende Chemie. Wir müssen uns nicht lange erklären, wir verstehen uns über kleine Codes. Außerdem haben wir für unsere André-Heller-Revue ,Hollodrio‘ den Nestroy-Preis verliehen bekommen . . .“ So erklärt Oliver Welter, warum er abermals mit Lucy McEvil, Christoph Krutzler und Alf Peherstofer zu Werke geht.

Das bestens eingespielte Quartett präsentiert eine neue Hommage: „Jö schau – von Scheibbs bis Nebraska – Georg Danzer träumt“. Der 2007 verstorbene Austropop-König Georg Danzer hat ja grob betrachtet drei Arten von Songs kreiert: melancholische, lustige und frivole. Wie kam der Chefmelancholiker von Naked Lunch mit den lustigen Songs zurecht? „An die musste ich mich vorsichtig herantasten“, erklärt Welter: „Es ist zwar nicht so, dass ich den ganzen Tag depressiv durch die Gegend laufe, aber das mit dem Humor ist nicht so leicht für mich. Doch dieser Aspekt seines Schaffens musste mit dabei sein, weil er ein wichtiger Teil des Danzer-Universums ist.“

In dieses gehören auch die politischen Lieder, wie Welter sagt: „Danzer hat sich ja sehr in der Friedensbewegung engagiert. Wir behandeln alle vier Arten von Liedern respektvoll, aber wir kupfern nicht sklavisch ab. Wir sind ja keine Danzer-Coverband, sondern bringen durchaus Eigenes ein. Von der Anmutung her geht es Richtung Arte povera. Lucy McEvil und Christoph Krutzler sind keine Meister an den Instrumenten, aber sie können universell eingesetzt werden. Manches bleibt karg bei der Piano-Gesang-Manier, anderes poppt üppiger auf.“

Auf die Bühne kommt eine fiktive Siebzigerjahre-Bar, mit Alf Pehersdorfer von Kommando Elefant als Barpianisten. Es wird einen losen Handlungsfaden geben, der sich an den Liedtexten orientiert, die sich mit Kindheit und Jugend, mit Erwachsenwerden, auch im politischen Sinn, befassen. Bis hin zu den sehr traurigen letzten Liedern.

Favorit: „Ruaf mi ned an“

Eingefleischter Danzer-Fan war von Haus aus keiner, obwohl natürlich jeder irgendwann von Liedern gestreift wurde. Pehersdorfer wurde auf einer Tournee von „Ruaf mi ned an“ infiziert, Lucy McEvil entdeckte Danzer via „Nackerter im Hawelka“ als Kind: „Ich habe zwar nicht genau verstanden, worum es ging, aber fand es faszinierend.“ Für ein Lieblingslied kann sie sich nicht entscheiden: „Das wechselt bei den Proben dauernd. Aber besonders mag ich ,Ruaf mi ned an‘, allein wegen der Zeile ,I waaß, du hast jetzt an Freind mit an Porsche, geh sag eam doch, er soll in Oasch gehn‘.“

Auch der musikalische Leiter Welter musste sich Danzers Werk erst erarbeiten. „Ich war nicht ganz firm, habe mir einen großen Teil davon für die Produktion reingezogen. Aber das wollte Regisseur Thomas Gratzer genauso haben.“ Welter schwärmt von Danzers Subtilität in den Texten, aber auch vom einfachen Liedaufbau: „Relativ schnell kommt er zur musikalischen Essenz und fährt dann repetitiv drei Akkorde. Das reicht ihm. Und das ist gut so.“

Beim Erarbeiten der Heller-Hommage sei er „oft fluchend in seiner Wohnung auf und ab gelaufen“, sagt Welter. Bei Danzer dachte er erst, es würde leichter, weil ihm das Material näher ist. Ein Irrtum. „Beim Heller war super, dass man das Großorchestrale auf eine einzige Ukulele herunterbrechen konnte. Das war bei Danzers Liedern nicht möglich, die haben ja von vornherein etwas von Lagerfeuerliedern. Aber ich habe versucht, das Melancholische noch melancholischer, das Lustige noch lustiger zu machen.“

Rabenhof-Theater: Premiere am 24. April.

ZU DEN PERSONEN

Oliver Welter ist Sänger der seit 1991 bestehenden Indie-Pop-Band Naked Lunch.
Lucy McEvil ist Kunstfigur, sie lebt und arbeitet als Schauspielerin, Diseuse, Autorin und Szeneberühmtheit in Wien.

Christoph Krutzler ist Schauspieler, seit 2008 spielt er am Wiener Volkstheater.
Alf Peherstorfer ist studierter Physiker und Sänger der Wiener Band Kommando Elefant.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2019)

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