Wissenschaft gegen alternative Geschichtsschreibung: Ungarn, Finnen, Aliens

Wo sind nur die Verwandten? Ungarn-Souvenirs.
Wo sind nur die Verwandten? Ungarn-Souvenirs.(c) Stuart Black / robertharding / p (Stuart Black)
  • Drucken

Wissenschaft gegen alternative Geschichtsschreibung: In Ungarn gibt es seit Jahresbeginn ein Institut zur Erforschung des Ungarntums. Der renommierten Ungarischen Akademie der Wissenschaften hingegen droht die Demontage.

Seit Anfang des Jahres hat Ungarn also sein eigenes Institut zur Erforschung des Ungarntums: „Magyarságkutató Intézet“, kurz: MaKI. Dieses wurde auf Wunsch vom Minister für Humanressourcen, Dr. Miklós Kásler, gegründet und ist seinem Ministerium zugeordnet. So weit ist das noch nichts Ungewöhnliches. Gewiss, wollte man vorbehaltlos in das zeitgemäße Orbán-Bashing einstimmen, könnte man sich an dem Begriff „Magyarság“ stoßen, das in der deutschen Übersetzung „Ungarntum“ etwas befremdlich anmutet, wohl nicht zuletzt wegen der Analogie zu dem sich selbst disqualifizierenden „Deutschtum“. So einfach darf man es sich mit dem MaKI jedoch nicht machen.

Das Institut ist für 101 Mitarbeiter geplant und mit einem Budget von 800 Millionen Forint (2,5 Millionen Euro) ausgestattet, während gleichzeitig der renommierten Ungarischen Akademie der Wissenschaften (MTA) mit Anfang dieses Jahres mehr oder weniger der Geldhahn zugedreht wurde und die Demontage droht. Das Aufgabengebiet des neu geschaffenen Instituts umfasst „interdisziplinäre Forschungen“ zur Zeit vor der Landnahme im neunten Jahrhundert. „Damit könnten wir die alte turk-finnisch-ugrische Debatte um die Herkunft beziehungsweise die Sprachverwandtschaft beenden, und die wissenschaftlich begründete Wahrheit könnte ans Licht treten“, wie Kásler in einem Interview mit der (sehr) regierungsnahen Tageszeitung „Magyar Idök“ („Ungarische Zeiten“) im Oktober 2018 verhieß. Er spielt auf den wissenschaftshistorischen „ugrisch-türkischen Krieg“ im 19. Jahrhundert an, als noch nicht entschieden war, ob das Ungarische mit den ugrischen (daher den finnisch-ugrischen) Sprachen oder den Turk-Sprachen verwandt sei.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.