Ballettakademie: VfGH-Präsidentin Bierlein in Sonderkommission zu Missständen

APA/DPA/FRISO GENTSCH
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Das von Kulturminister Blümel initiierte vierköpfige Gremium steht. Bis Sommer ist ein Zwischenbericht zu den Vorfällen in der Ballettakademie der Wiener Staatsoper geplant.

Die von Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP) initiierte Sonderkommission Ballettakademie steht. Christian Kircher gab als Geschäftsführer der Bundestheater-Holding am Samstag die ersten Mitglieder des unter seiner Leitung stehenden Gremiums bekannt: Dazu zählt mit Brigitte Bierlein die Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes (VfGH). Sie soll den Aspekt Recht respektive Opferschutz verantworten.

Für den Bereich Pädagogik ist Ulrike Sych als Rektorin der Universität für Musik und darstellende Kunst verpflichtet. Und schließlich ist Martina Fasslabend Teil der Sonderkommission zur Klärung der Vorwürfe gegen die Ballettakademie. Die Präsidentin des Österreichischen Kinderschutzpreises MYKI soll ihre Fachexpertise im Bereich Psychologie einbringen. Diese drei Mitglieder der Kommission könnten eventuell noch durch weitere ergänzt werden, sollte sich dies im Prozess als sinnvoll herauskristallisieren, stellte Kircher am Samstag gegenüber der APA klar.

Mitte der Woche waren schwere Vorwürfe gegen die Ballettakademie der Staatsoper laut geworden. So ist die Wiener Kinder- und Jugendanwaltschaft bereits seit Monaten im Haus tätig. Vornehmlich durch eine mittlerweile entlassene Ballettlehrerin sein die Schüler dort teils gedemütigt worden, Gewalt und Drill sowie einem ungesunden Körperbild ausgesetzt gewesen. Auch der Vorwürfe eines sexuellen Übergriffs durch einen Lehrer steht im Raum. Der Betroffene wurde von der Staatsoper mittlerweile dienstfrei bis zur Klärung der Vorwürfe gestellt, wobei das Haus eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft übermittelt hat.

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Kircher: „Hätte nie passieren dürfen"

Die Sonderkommission soll nun auf der einen Seite die durch „Falter"-Recherchen publik gemachten Vorwürfe gegen die Ballettakademie in transparenter Weise klären. Auf der anderen Seite gehört es auch zu deren Aufgaben, einen Maßnahmenkatalog zu erstellen, um Vorfälle wie die kolportierten in Zukunft auszuschließen. "Unser Ziel ist, bis zum Sommer einen Zwischenbericht an den Bundesminister zu erstellen", gab Kircher den Zeitplan vor. Ein formales Ende des Gremiums lasse sich derzeit indes nicht prognostizieren. Dies hänge von der weiteren Arbeit und etwaigen Erkenntnissen ab. In jedem Falle habe die Spitze der Wiener Staatsoper ihre volle Unterstützung zugesagt und bereits zahlreiche Unterlagen übermittelt.

"Wir bedauern zutiefst, dass Kinder und Jugendliche durch zweifelhafte Methoden einzelner Lehrpersonen an der Ballettakademie der Wiener Staatsoper körperlichen und seelischen Schaden genommen haben und ich entschuldige mich im Namen der österreichischen Bundestheater ausdrücklich für die bekannt gewordenen Fälle von Missbrauch von Autoritätsverhältnissen, die nie hätten passieren dürfen", so Kircher in einer Aussendung.

(APA)

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