Noch können acht von zehn Menschen mit Pflegebedarf zu Hause leben, auch dank mobiler Dienste. Aber bereits jetzt werden da die Kapazitäten knapp. Wie flexible Pflege im trauten Heim funktioniert, wie sie Selbstbestimmung mit über 90 Jahren erlaubt – und wie sie für die Zukunft gesichert werden kann.
Herr Lisy kennt sich aus mit der Pflege. „I kennt' Ihnen wos dazöhn“, sagt der alte Herr, „ein Wahnsinn, was sich abspielt.“ Schließlich hat er – im Jänner ist er 91 Jahre alt geworden, aber man würde ihm ein jüngeres Alter glauben – in den vergangenen Jahren einiges miterlebt. Bis vor neun Jahren hat er, damals also um die Achtzig, jahrelang seine Frau gepflegt. „Ich hab sie getragen, gehoben, gewaschen, alles“, sagt Erich Lisy. Mobile Unterstützung, wie er sie heute hat, gab es damals nicht.
Vor neun Jahren konnte er nicht mehr, wenn er das erzählt, wird sein Blick schwer, seine Augen werden feucht. Heute lebt seine Frau, 93 Jahre, im Pflegeheim nahe der 70-Quadratmeter-Wohnung in der Brigittenau, die die Lisys vor 45 Jahren bezogen haben. „65 Jahre sind wir verheiratet, andere hatten in der Zeit vier Frauen, ich nur eine!“, sagt er und scherzt schon wieder. Davon, dass er mit den Frauen nun einiges nachhole, etwa, wenn er seine Frau besuchen gehe. Dann warte er an der Straße, bis eine schöne Frau komme und ihm beim Queren helfe, sagt er und lässt ein paar Anzüglichkeiten fallen.