Julian Schnabel: „Van Gogh ist eine Christusfigur”

Willem Dafoe als Vincent van Gogh in der Provence. Auch wenn es hier nicht danach aussieht: Julian Schnabel drehte den Film, „um Klischees zu entzaubern“.
Willem Dafoe als Vincent van Gogh in der Provence. Auch wenn es hier nicht danach aussieht: Julian Schnabel drehte den Film, „um Klischees zu entzaubern“.(c) DCM
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Julian Schnabel ist ein berühmter Maler – und ein erfolgreicher Regisseur. Jetzt kommt „An der Schwelle zur Ewigkeit“ über Künstlerkollegen Vincent van Gogh in unsere Kinos.

Warum ein Film über van Gogh?

Julian Schnabel: Mein Koautor Jean-Claude Carrière hat mir anfangs die gleiche Frage gestellt. Heutzutage glaubt jeder, alles über van Gogh zu wissen. Warum sollten wir also einen Film über ihn machen? Letztlich speiste sich unsere Antwort genau daraus: um ein Klischee zu entzaubern. Van Gogh ist eine Marke, eine Touristenattraktion. Wenn man heute nach Arles fährt, wo viele seiner berühmtesten Werke entstanden sind, prangt sein Abbild an jeder Ecke. Dabei waren die Bewohner der Stadt nicht besonders nett zu Vincent.

Ging es Ihnen also darum, die „wahre” Geschichte hinter der Legende zu erzählen?

Gemeinplätze wollten wir unbedingt vermeiden. Aber die präzise Rekonstruktion eines Künstlerlebens war auch nicht unser Ziel. Uns interessierten Begebenheiten, für die es keine Belege gibt: Gespräche und Begegnungen, die van Gogh gehabt haben könnte, als er seine Bilder malte. Bei Jesus mussten sich Gläubige schließlich auch auf die Nacherzählungen der Evangelien verlassen. Und van Gogh ist für mich eine Christusfigur. Aber eigentlich ist es kein Film über ihn, obwohl er darin vorkommt. Es geht um Leben, Natur, Gesellschaft, Beziehungen – um die großen Fragen.

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