Nach hartem Jahr wuchs Fondsvermögen im ersten Quartal

Mehr als die Hälfte des weltweiten Fondsvolumens (53 Prozent) liegt in Amerika, auf Europa entfällt etwas mehr als ein Drittel.
Mehr als die Hälfte des weltweiten Fondsvolumens (53 Prozent) liegt in Amerika, auf Europa entfällt etwas mehr als ein Drittel. (c) APA/AFP/MARTIN BUREAU
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Weltweit liegen 44 Billionen Euro in Fonds, in Österreich ist das Volumen seit Jahresbeginn von 164,6 Mrd. auf 172,3 Mrd. Euro gestiegen.

Wien. Umgerechnet 44 Billionen Euro waren Ende des Vorjahres weltweit in Investmentfonds veranlagt – exakt so viel wie Ende 2017. Das geht aus Daten der Vereinigung Ausländischer Investmentgesellschaften in Österreich (VAIÖ) hervor. Dazwischen, nämlich Ende September 2018, waren es jedoch bereits 47 Billionen Euro gewesen. Dann schlug die Börsenschwäche zu, die Aktienkurse fielen, Anleger zogen Gelder ab, beides ließ das Fondsvermögen erstmals seit 2008 schrumpfen. Immerhin: Seit damals hat es sich mehr als verdreifacht.

Im ersten Quartal 2019 dürfte es wieder besser gelaufen sein. International liegen noch keine Zahlen vor, doch in Österreich hat sich das Fondsvermögen heuer bis dato von 164,6 Mrd. auf 172,3 Mrd. Euro erhöht. Das ist vor allem auf die gute Performance zurückzuführen, sagte VÖIG-Präsident Heinz Bednar anlässlich des am 19. April anstehenden Weltfondstags. Ganz ausgemerzt hat man die Vorjahresschwäche aber noch nicht. Ende 2017 lag der Wert bei 175,4 Mrd. Euro, wie Daten der VÖIG (Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften) zeigen.

Alle Kategorien legten zu

Gründe für das schwache Vorjahr sieht Bednar in der Verunsicherung der Investoren im Zuge des Handelsstreits zwischen den USA und China bzw. Europa oder des offenen Brexits. „Das Ausmaß der Kursabschläge war übertrieben. Umso erfreulicher ist es, dass die Investoren den Rebound an den Märkten nutzen konnten.“

Ob Geldmarkt-, Misch-, Renten-, Immobilien-, Dachhedge- oder Derivatefonds – alle Fondskategorien konnten seit Jahresbeginn zulegen. Die stärksten Anstiege gab es jedoch bei Aktienfonds. Solche mit Schwerpunkt Nordamerika konnten um 15,5 Prozent zulegen, solche mit Schwerpunkt Europa um 12,6 Prozent, das geringste Plus gab es für Aktienfonds mit Schwerpunkt Mittel- und Osteuropa mit neun Prozent.

In Österreich lässt sich ein Trend zu nachhaltigen Fonds erkennen, ebenso erfreuten sich Immobilienfonds hoher Beliebtheit. Das Volumen der offenen Immobilienfonds wuchs im ersten Quartal 2019 um 3,9 Prozent auf 8,67 Mrd. Euro. Der größte Unterschied zwischen Österreich und dem Rest der Welt ist jedoch der geringe Anteil an Aktienfonds. Während es sich bei dem weltweiten Fondsvermögen zu 40 Prozent um Aktienfonds handelt, seien es in Österreich nur knapp 17 Prozent, berichtet VAIÖ-Präsident Berndt May. Beliebteste Fondskategorie in Österreich sind hingegen mit knapp 44 Prozent die Mischfonds (die in Aktien und Anleihen veranlagen). Anleihefonds kommen auf 39,2 Prozent.

Mehr als die Hälfte des weltweiten Fondsvolumens (53 Prozent) liegt in Amerika, auf Europa entfällt etwas mehr als ein Drittel. Anders sieht es bei der Anzahl der Fonds aus. Hier führt Europa mit 56.036 Fonds, während es in Amerika 28.379 gibt. „In Europa gibt es noch Potenzial für Konsolidierung“, sagt May. Diese habe schon begonnen. So würden Fonds aufgelöst oder zusammengelegt.

Die Branche erneuerte ihren Wunsch an den Gesetzgeber nach einem „Vorsorgedepot“ nach Schweizer Muster, das breiter angelegt sein sollte als die staatliche geförderte Zukunftsvorsorge. Diese ist mit einer Kapitalgarantie ausgestattet, die Kritikern zufolge die Rendite anknabbert. Die Fondsbranche würde gern Produkte ohne Kapitalgarantie anbieten, die nicht zwingend eine Prämie bräuchten, aber eine ähnliche Steuerbegünstigung wie die Zukunftsvorsorge haben sollten (KESt-Freiheit unter bestimmten Umständen). (b. l.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2019)

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