Romy-Gala: "Zu Tode gefürchtet ist auch tot"

Hielt die kritischste Rede des Abends: Armin Wolf, Sieger in der Kategorie Information.
Hielt die kritischste Rede des Abends: Armin Wolf, Sieger in der Kategorie Information.(c) APA/HANS PUNZ
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Die 30. Verleihung der Film- und Fernsehpreise war geprägt von politischen Botschaften. Zum Rundumschlag holte einmal mehr Armin Wolf aus.

Hätte Armin Wolf seine – von vielen im Saal durchaus nicht unerwartete – Rede bei einer anderen Veranstaltung gehalten, käme sie wahrscheinlich als „TV-Moment des Jahres“ bei der 31. Romy-Gala 2020 infrage. Der am Samstagabend in der Kategorie Information ausgezeichnete „ZiB2“-Moderator holte in der Hofburg zum Rundumschlag aus und machte dabei auch vor seinem eigenen Vorgesetzten, ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, nicht halt.

Der ORF sollte „aufrecht, selbstbewusst und unabhängig“ auftreten, meinte Wolf. „Schmissige Dokumentationen und scharfe Satire“ gehörten nicht nur produziert, sondern auch gesendet. „Und das möglichst ohne Piep“, spielte er – unter viel Applaus – auf die jüngste Aufregung um eine Maschek-Folge in „Willkommen Österreich“ und auf eine noch nicht gesendete Burschenschafter-Dokumentation an. Denn: „Zu Tode gefürchtet ist auch tot.“ Der ebenfalls anwesende, bestens gelaunte Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) bekam zu hören: „Von der Politik würde ich mir ein neues ORF-Gesetz wünschen, das den ORF nicht erpressbarer macht.“

Einen Appell gab es zudem an die Gebührenzahler: „Bitte bezahlen Sie weiter, solange man Sie noch lässt. Wenn man Sie nämlich nicht mehr lässt, haben wir einen Staatsfunk.“

„Widerstand gegen Fälschung“

Durch und durch politisch war auch die Dankesrede von Schauspielerin Erika Pluhar. Sie wurde bei der von Mirjam Weichselbraun moderierten Gala mit der Platin-Romy für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. „Nirgendwo ging und geht es Menschen so gut wie bei uns“, sagte sie. Dennoch gelinge es „unserer derzeitigen Regierung“ und anderen Akteuren, sich „mit Werten, die ständig zitiert und gleichzeitig verraten werden“, einer „menschenverachtenden Gesinnung wieder zuzuneigen und damit Erfolg zu haben“.

Ein Abend wie die Romy-Gala, der Kunst und Kreativität feiere, sollte auch den „Widerstand gegen Fälschung und Irrweg“ hochleben lassen und jene vernetzen, die für „Anstand, Vernunft, Empathie und Offenheit“ stünden.

Bei der gewohnt glamourösen Jubiläumsgala mit viel Kino- und TV-Prominenz aus Deutschland (darunter Florian David Fitz, Nora Tschirner, Kai Wiesinger und Bettina Zimmermann) wurde Marie Bäumer, die in „3 Tage in Quiberon“ die Namensgeberin des Preises, Romy Schneider, verkörperte, zur beliebtesten Schauspielerin in der Kategorie Film gewählt.

Bei den Männern nahm Thomas Stipsits die Romy entgegen. Bei den Seriendarstellern machten Philipp Hochmair und Proschat Madani das Rennen. Erstmals verliehen wurde der Preis in der Kategorie Sport, er ging an Alina Zellhofer, die erste Moderatorin von „Sport am Sonntag“.

Der eingangs erwähnte TV-Moment des Jahres ging an Skifahrer Marcel Hirscher für seinen Sieg beim Nachtslalom in Schladming, der von fast zwei Millionen Menschen gesehen wurde. Seine Dankesrede verstanden viele in der Hofburg als Andeutung auf eine Karrierefortsetzung. Denn er freue sich zwar erst einmal auf den Sommer. Aber: „Bald ist wieder Winter, und dann geht es wieder weiter.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2019)

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