Notre Dame, Chronik einer Brandkatastrophe in der weltberühmten Kathedrale

Feuer in der weltberühmten Kathedrale Notre Dame de Paris. Riesige Flammen schlugen am Montagabend aus dem Dach der gotischen Kirche, die Turmspitze des Dachreiters brach ebenso wie der Dachstuhl komplett in sich zusammen.

Ein Teil der Seine-Insel, auf der die Kathedrale steht, wird seit 19.30 Uhr evakuiert. Präsident Emmanuel Macron und Premierminister Edouard Philippe begaben sich zum Schauplatz der Katastrophe.

Binnen kürzester Zeit versammelten sich Hunderte Menschen am Seine-Ufer und beobachteten, wie das Pariser Wahrzeichen in Flammen steht. Viele begannen zu beten. Mancherorts wurde auch "Ave Maria" angestimmt.

"Alles brennt", sagte der Sprecher von Notre-Dame, Andre Finot. "Von dem Dachstuhl, der zu einem Teil aus dem 19. Jahrhundert und zum anderen Teil aus dem 13. Jahrhundert stammt, wird nichts übrig bleiben". Die Feuerwehr konnte den Brand vor Mitternacht zwar noch nicht ganz unter Kontrolle bringen, doch es scheint, als könnte die Struktur der Kirche gerettet werden.

Löschwagen aus ganz Paris rasten zur Isle de la Cité, der Insel inmitten der Seine, auf der die Kathedrale Notre-Dame steht. Die Feuerwehr rief die Einwohner auf, die Gegend zu meiden und den "Rettungsfahrzeugen Platz zu machen". Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprach von einem "furchtbaren Brand". Auch sie rief die Menschen über Twitter auf, die Sicherheitsabsperrungen zu respektieren.

Ungeachtet dessen bildeten sich an den Quais und auf den Brücken große Zuschauermengen. Viele machten Fotos mit ihren Handys. Andere beteten oder starrten mit Tränen in den Augen in Richtung Flammen.

Der Feuerwehr und dem Sprecher zufolge brach der Brand gegen 18.50 Uhr auf dem Dachboden der Kathedrale aus und breitete sich rasend schnell aus. Die Fassade der Kirche wird zur Zeit aufwendig gereinigt. Der Brand könnte nach Einschätzung der Feuerwehr mit den Arbeiten zusammenhängen. Der Brand schien von den Baugerüsten auszugehen, die auf dem Dach installiert waren.

Macron schrieb auf Twitter, er teile die "Gefühle einer ganzen Nation". Seine für 20 Uhr geplante Fernsehansprache als Antwort auf die Proteste der "Gelbwesten" verschob der Präsident, wie sein Büro mitteilte. Darin wollte er politische Maßnahmen nach der "großen nationale Debatte" ankündigen, die die Regierung von Mitte Jänner bis Mitte März organisiert hatte.

Ein Feuerwehrmann wurde bei dem Einsatz schwer verletzt. Besucher, Kirchen-Mitarbeiter oder sonstige Personen dürften nicht zu schaden gekommen sein.

Die Behörden untersuchen, wie es zu dem Feuer kam. Die Staatsanwaltschaft von Paris teilte mit, sie habe die Ermittlungen aufgenommen.

Der Moment als der Dachreiter-Turm den Flammen zum Opfer fiel.

Die 400 Feuerwehr-Leute versuchten neben dem Löschen der Flammen auch, Kunstschätze aus der Kirche zu retten.

Die Feuerwehr war gegen Mitternacht zuversichtlich die Struktur der Kathedrale und die Westfassade samt den zwei charakteristischen Türmen retten zu können.

Hier eine grafische Darstellung, wo das Feuer am meisten gewütet hat.

Aus der Vogelperspektive ist das verheerende Ausmaß des Feuers in der Notre-Dame zu sehen.

Erst bei Tageslicht lässt sich das gesamte Ausmaß erkennen.

Das Kreuz hinter dem Hauptaltar scheint das Feuer einigermaßen unbeschadet überstanden zu haben. Noch ist Rauchentwicklung in der Kathedrale zu erkennen. Wie weitreichend die Schäden durch das Löschwasser sind, wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen.

Nach dem Einsturz des "Pfeils" (la Flèche), wie die Franzosen den kleinen Spitzturm nennen, mussten Einsatzkräfte das Gewölbe vor dem Einsturz bewahren.

Zwei Drittel des Dachstuhls sind rettungslos verloren. Die in zwei Jahrhunderten erbaute Kathedrale wurde binnen weniger Stunden beinahe zerstört.

In den frühen Morgenstunden vermeldete die Feuerwehr, dass der Brand "vollkommen unter Kontrolle" sei. Derzeit sind Experten vor Ort und bewerten die Einsturzgefahr. Erst dann werden die Einsatzkräfte wieder in die Kathedrale gelassen, um mit den Aufräumarbeiten zu beginnen.

Vor allem das steinerne Deckengewölbe macht den Einsatzkräften Sorgen. Nachdem der nach den mehrstündigen Löscharbeiten nun mit Wasser vollgesogen ist, hat sich das Gewicht um ein Vielfaches erhöht. Dem Kölner Dombaumeister Peter Füssenich zufolge könnte es Tage dauern, bis klar ist, ob das Gewölbe dem Gewicht standhalten kann. Gegenüber Ntv erklärte er zudem: "Aber allein wenn man die Fernsehbilder gesehen hat, weiß man, dass es nicht nur Jahre sein werden, bis der letzte Schaden beseitigt ist, sondern dass es da um Jahrzehnte geht"