Letzte Meile: Ein grüner, aber steiniger Weg

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Bei der Briefzustellung hat die E-Mobility bereits Fahrt aufgenommen, bei der Paketzustellung gibt es Nachholbedarf. Hindernisse sind hohe Anschaffungskosten und der Mangel an geeigneten Fahrzeugen.

Die letzte Meile ist hart umkämpft. Das merkt man mitunter an dem erst kürzlich gestarteten und von den Mitbewerbern heftig kritisierten Service „Alles Post“ der Österreichischen Post, das vorsieht, dass auch Sendungen der Mitbewerber auf Kundenwunsch per Post zugestellt werden können.

Die Post hat aber auch ein Auge auf die Elektromobilität und bereits rund 1600 E-Fahrzeuge (Pkw, Moped, Fahrräder) in seinem Fuhrpark – mehr als alle Mitbewerber zusammen. „Zukünftig gehen wir davon aus, dass der Einsatz von elektrisch betriebenen Fahrzeugen zu einem wesentlichen Differenzierungsmerkmal in der Zustellung wird“, erläutert Post-Sprecher Michael Homola die Überlegungen dahinter. „Speziell in der urbanen Zustellung, Stichwort grünes Wien, setzen wir vermehrt elektrisch betriebene Zustellfahrzeuge ein.“ Das Zusammenspiel aus einfacherer technischer Bauweise gegenüber von Verbrennungsfahrzeugen und einem einfacheren Handling führe zu einer gesteigerten Zufriedenheit und optimaleren Kostenstrukturen. Auch andere Zusteller wie DPD wähnen sich mit elektrisch betriebenen Lieferfahrzeugen auf einem guten Weg. In Deutschland ist man sogar schon einen Schritt weiter: Dort erproben DPD, GLS, Hermes und UPS in einem gemeinsamen Projekt in mehreren deutschen Innenstädten den Einsatz von 3,5-Tonnen Elektrotransportern.

Vieles im Testbetrieb

Vonseiten der Lademöglichkeiten seien die Voraussetzungen für E-Mobilität für die letzte Meile jedenfalls gegeben, sagt Ute Teufelberger, Vorsitzende des Bundesverbands Elektromobilität Österreich (BEÖ): „Das Netz an öffentlichen Ladeanschlüssen ist im vergangenen Jahr stark angestiegen.“ Der Verband setzt sich für eine flächendeckende, offene und roamingfähige Versorgung mit Elektromobilität aus erneuerbarer Energie ein. Gleichzeitig betont die BEÖ-Vorsitzende, dass der Umstieg auf E-Mobilität kostentechnisch attraktiver werden muss.

Ähnlich sieht man das bei der Post, die laufend neue Produkte auf Tauglichkeit in der Zustellung testet. „In der Brief- und Verbundzustellung haben wir bereits mehr als 500 Elektro-Pkw im Einsatz“, berichtet Homola. „Ein weiterer Ausbau hängt wesentlich von der Entwicklung der Beschaffungskosten ab, die aktuell noch deutlich über den kraftstoffbetriebenen Kfz liegen – und der Höhe zukünftiger Förderungen.“ Bei der Paketzustellung wiederum testet das Unternehmen E-Transporter mit entsprechend höherem Ladevolumen. „Derzeit sind diese aber weder wirtschaftlich darstellbar noch in ausreichenden Stückzahlen vorhanden“, gibt Homola zu bedenken.

Beim BEÖ gibt man sich diesbezüglich jedoch optimistisch. Teufelberger erwartet neben attraktiveren Kosten in den nächsten Jahren auch eine Vielzahl neuer Automodelle mit größeren Reichweiten. „Das wird dem Fortschreiten der Elektrifizierung von Paketzustellern sicher einen Anschub geben.“

E-Bike als Alternative

Tatsächlich hat sich die Palette an elektrisch betriebenen Transportfahrzeugen in den vergangenen Jahren deutlich erweitert: vom Elektro-Lkw über kompakte E-Transporter und E-Roller bis hin zu E-Lastenbikes. Letzteres forciert etwa DHL sehr stark. „Es gibt aber nicht nur Paketzusteller, auch der Arbeiter-Samariterbund führt Essen auf Rädern mit E-Bikes aus, und in der Stadt Salzburg sind sogar Pannenhelfer des ÖAMTC auf diesen unterwegs“, berichtet Teufelberger. „Das Pilotprojekt überzeugt durch Schnelligkeit und Umweltfreundlichkeit im Stadtgebiet.“ Im internationalen Vergleich, etwa zu den Niederlanden und den skandinavischen Ländern, würden E-Lastenräder in Österreich aber noch immer ein Schattendasein führen. „Das wird sich in Städten aber bald ändern, denn das Segment E-Bikes, E-Scooter und E-Lastenräder im Speziellen boomt“, meint die Expertin.

Auch hier werden Fördermodelle entscheidend sein. Zum Beispiel läuft im Zuge der E-Mobilitätsoffensive von Klima- und Energiefonds der österreichischen Bundesregierung aktuell eine Förderaktion für Elektrozweiräder, Elektrofahrräder sowie Transporträder 2019. Pro Transportfahrrad werden dabei 200 Euro lockergemacht.

Pilotprojekt Empfangsboxen

Nicht zu unterschätzen sind aber auch andere Initiativen. Dazu gehört beispielsweise das Projekt „alBox“, das sich mit der Entwicklung und Pilotierung von paketdienstleisterunabhängigen Empfangsboxen in Kombination mit entsprechenden Dienstleistungsangeboten beschäftigt (siehe dazu auch Artikel, Seite F7). An dem Projekt beteiligen sich das Austrian Institute of Technology (AIT), der Fachbereich Verkehrssystemplanung der TU Wien, die beiden Unternehmen Store Me und Variocube sowie die FH des BFI Wien, die auch an neuen Transportmitteln wie etwa der Drohnenzustellung forscht. Die Fördermittel werden in diesem Fall ebenfalls vom Klima- und Energiefonds bereitgestellt. Start-ups könnten laut Teufelberger jedenfalls wichtige Inputs beisteuern. „Sie haben die Fähigkeit, Trends zu erkennen, neue Lösungen zu finden und umzusetzen. Die Bereiche Mobility, Logistik und Digitalisierung erleben derzeit ja einen regelrechten Boom. So gibt es bereits heute E-Lastenräder, die es in puncto Funktionalität und Platzangebot mit konventionellen Kleintransportern aufnehmen können.“ Klar ist: Auf Elektromobilität basierende Logistikkonzepte werden besonders im städtischen Raum künftig eine immer wichtigere Rolle spielen.

AUF EINEN BLICK

Die Österreichische Post hat bereits 1600 Elektrofahrzeuge (Pkw, Mopeds, Fahrräder) in ihrem Fuhrpark. Eingesetzt werden sie vor allem in der Brief- und Verbundzustellung. Der Bereich Paketzustellung ist derzeit eher noch von Pilotprojekten gekennzeichnet. Es gibt aber Frontrunner: Der internationale Paket- und Expressdienstleister DPD etwa hat angekündigt, bis spätestens im Sommer die gesamte Paketzustellung in der Hamburger Innenstadt auf Elektromobilität umstellen zu wollen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2019)


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