Serie

Wie der Innovationsprozess abläuft

Jean-Philippe Hagmann
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Serie „Wie radikale Innovation gelingt“ (6/8). Radikale Innovation besteht aus drei Phasen: Entdeckungs-, Brücken- und Umsetzungsphase. Die schauen wir uns nun genau an.

Entdeckungsphase

  • Man kennt das Thema, aber noch nicht viel mehr. Sponsor, Trainer und Spieler tauchen nun ins Thema ein, recherchieren, sammeln Informationen. Wichtig: Das Thema soll möglichst weit gefasst sein.

  • Jetzt wird das Problem definiert. Es muss konkret sein (nicht „Weltfrieden“) und es muss Nutzer geben, die bereit sind, für eine Lösung zu bezahlen. So traurig es ist: Für die Lösung abstrakter Probleme wie den Weltfrieden gibt niemand sein Geld aus. In dieser Phase werden auch Zielgruppen oder Personas definiert. Tipp: Gegen Ende der Phase die Brückenbauer und die Experten erstmals ins Boot holen.

  • Jetzt wird es kreativ. Lösungen suchen ist angesagt, so viele, schrille und schräge wie möglich. Es gibt keine Tabus. Und keine Wertung. In dieser Phase ist alles erlaubt.

  • Nun werden die Ideen bewertet. Übrig bleiben nur die allerbesten. Selbst gute Lösungen wandern in den Mistkübel. Wir empfehlen, die Folge 4 („Killing your Babys“) noch einmal durchzulesen.

  • Bastelstunde: Nun werden – gemeinsam mit den Brückenbauern - Prototypen (Minimum Viable Products, MVPs) gebaut. Mit minimalen Mitteln und maximaler Fantasie. Funktioniert das Produkt, wie wir uns das vorgestellt haben? Wenn ja, wie präsentieren wir es unseren Zielgruppen?

Brückenphase

  • Die Brückenbauer übernehmen. Ihre Aufgabe ist es, das Unternehmen vom jungen Produkt zu überzeugen, es auszufeilen und für die Serienproduktion vorzubereiten.

  • Doch Halt! An dieser Stelle sollte ein erster Sicherheits-Check von Sponsor, Trainer und Team stehen. Sie überprüfen, ob die erste Auflage wirklich das Problem löst, für das sie geschaffen wurde. Wenn ja, gibt das Innovationsteam endgültig die Führung ab.

Umsetzungsphase

  • Klassisches Projektmanagement. Die Brückenbauer besprechen mit einem Projektmanager (typische Expertenrolle) die Markteinführung.

  • 2. Sicherheits-Check. Noch sind keine großen Beträge in die Innovation geflossen. Ab nun wird es teuer. Daher kommt hier ein weiterer Check. Steht die Unternehmensleitung hinter der Innovation? Wenn nein, ist das der letzte Moment, sie ohne Aufsehen am Markt sterben zu lassen.
  • Produktumsetzung. Das Projektteam, bestehend aus lauter Fachexperten, baut das Produkt in Serienreife.

  • 3. und letzter Sicherheitscheck. Sponsor, Trainer und Innovationsteam prüfen die Umsetzung letztmalig.
  • Markteinführung. Marketing und Sales rühren die Werbetrommel. Radikale Innovationen passieren meistens still und heimlich und verbreiten sich von selbst. Je lauter die Fanfaren, desto inkrementeller (und unbedeutender) ist eine Innovation.

Die nächsten Folge kommenden Montag behandelt fünf gute Gründe, warum Innovation NICHT alle angeht.

Die Ideen zu dieser Serie stammen aus dem Buch „Hört auf, Innovationstheater zu spielen“ von Jean-Philippe Hagmann.

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