Analog entspannen in Schweden: Reduzierter geht's nicht

Einzellage. Die „72 hour Cabins“ stehen an den lauschigsten Orten Dalslands.
Einzellage. Die „72 hour Cabins“ stehen an den lauschigsten Orten Dalslands.(c) Jonas Ingman/imagebank.sweden.se
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In Dalsland sind Wanderer, Paddler und Camper nicht selten allein auf weiter Flur. In diesem Teil Westschwedens schläft es sich auch gut in der Natur.

In ihrem Purismus sind Design, Ausstattung und Idee der westschwedischen Wald-Quartiere mehr oder weniger konsequent. Dieses hier noch etwas mehr, denn es befindet sich inmitten skandinavischer Drei-Einsamkeit aus Fichten, Birken, Wasser. Es handelt sich um ein Tipi. Um darin heimisch zu werden, braucht der Gast aus Österreich Anleitungen: Aus den Fichtenästen ein Unterbett bauen. Mehrere Rentierfelle darauf schichten (alias Matratze). Schlafsack ausbreiten, Leintuchsack zum Reinschlüpfen reinstopfen. Die Bergschuhe in die Ecke stellen (sofern möglich in einem Tipi), Anorak, Wanderhose auf einen Haufen legen. Taschen- oder Stirnlampe neben dem Bett deponieren. Fertig ist das Nachtlager. Nur der eigene Rollkoffer wirkt deplatziert in diesem ruralen Gemeinschaftszelt-Ensemble. Wäre ein Rucksack angemessener gewesen?

Nachtlager. Fichtenäste, Ren-tierfelle, Schlafsack, fertig ist das Nachtlager.
Nachtlager. Fichtenäste, Ren-tierfelle, Schlafsack, fertig ist das Nachtlager. (c) Madeleine Napetschnig

Freilich. Denn diese Tipis stehen auf dem Areal von „Dalslands aktiviteter“ bei Dals Långed – einem Campground mit Elchgehege, Landwirtschaft, Outdoorangeboten und eine Art Bushtrail von Gletschertopf zu Gletschertopf. Inmitten einer wenig erschlossenen, wenig besiedelten Landschaft im Westen Schwedens, einem Waldgebiet, einem Rückzugsgebiet, einer Ferienidylle für aufgeschlossene Outdoorurlauber. Dalsland erstreckt sich zwischen Bohuslän und dem riesenhaften Vänern, wird durchzogen von einem System aus Seen, Kanälen und Schleusen. Das viele Holz, das die Leerstellen zwischen den wassergefüllten eiszeitlichen Spaltentälern begrünt, wurde hier seit Jahrhunderten weiterverarbeitet, bis weit herauf in eine im Ikeabett gezeugte Generation. Papiermühlen und Sägewerke gaben den paar Zehntausend Menschen in Dalsland lange, schwere Arbeit. Sonst lebt man hier von Landwirtschaft, noch weniger von Touristen – ein Teil von Dalsland ist mehr offenes Acker- und Weideland, der andere ist rauer, dunkler, steiniger. Es wachsen Früchte, es grasen Kühe, es wachsen Beeren, Pilze, das macht sich in der Küche bemerkbar. Ja, und man kocht auch Biber.

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