Wer siegen will, fälscht die Geschichte

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Reconquista reloaded: Spaniens Ultrarechte wollen wieder den Islam vertreiben. Sie starten am Ort einer erfundenen Schlacht. Lügen schweißen zusammen – auch anderswo.

In die hohen Berge im hohen Norden hat Santiago Abascal seine Getreuen gerufen, zum Wahlkampfauftakt von Vox, der von ihm gegründeten Rechtsaußenpartei. Spanien müsse wieder befreit werden: von Separatisten, Linken, vor allem aber vom Islam. Und wo ließe sich diese martialische Botschaft symbolträchtiger verkünden als in Covadonga, dem asturischen Wallfahrtsort und Nationalheiligtum. Von hier ging die Reconquista aus, die Rückeroberung des arabisch besetzten Spaniens durch die Christen. In dem engen Gebirgstal verschanzte sich der Westgotenfürst Pelayo, hier trotzte er 722 mit der Hilfe der Gottesmutter Maria den zahlenmäßig weit überlegenen muselmanischen Truppen, die ihn verfolgten. Der erste Sieg, eine legendäre Schlacht. Durchaus im wörtlichen Sinn, denn es hat sie nie gegeben.

In keinem zeitgenössischen Dokument, ob arabisch oder christlich, wird sie erwähnt. Erst 160 Jahre später wurde ihr Hergang niedergeschrieben. Oder besser: abgeschrieben, fast wörtlich, aus zwei Schlachtenszenen im Alten Testament, was man erst vor zwei Jahren entdeckte. Der Fake-News-Troll diente Alfonso III. Und das Fake diesem König als Beweis, dass er rechtmäßiger Erbe des westgotischen Reiches sei.

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