"Ich bin nicht der Krampus": Was Löger bei der Steuerreform plant

Hartwig Löger
Hartwig LögerDie Presse
  • Drucken

Finanzminister Hartwig Löger will bei der Steuerreform „keine Radikalmaßnahmen". 13. und 14. Gehalt sowie Pendlerpauschale werden nicht angetastet.

Die Presse: Ihre Vorgänger haben sich von sogenannten Spekulanten stets ferngehalten. Warum machen Sie sich jetzt für Börse und Aktienmarkt stark?

Hartwig Löger: Im Regierungsprogramm steht, dass wir eine Stärkung des Kapitalmarkts anstreben, weil dieser eine wichtige Funktion im Wirtschaftskreislauf hat. Und ich verhehle nicht, dass ich ja aus einer Versicherung komme und daher weiß, wie wichtig e ist, diesen Markt nicht zu vernachlässigen. Denn wir haben in Österreich viele erfolgreiche Unternehmen, die für Investitionen oder Finanzierung auf den Finanzmarkt angewiesen sind.


Aber es gibt wenige Aktionäre bei uns. Fehlt das Finanzwissen?

Ich fürchte, dass das grundlegendste Wissen über Geldanlage vielerorts kaum vorhanden ist. Dadurch gibt es natürlich auch die Gefahr, dass man in gewisse Dinge hineintappt, etwa in Doppelrisiken bei Fremdwährungskrediten. Und daher kommt dann auch diese polarisierende negative Stimmung gegen die sogenannte Spekulation. Hier liegt es schon auch in der Verantwortung der Politik, mehr Bewusstsein und Wissen zu schaffen. Die Österreicher erzielen laut internationaler Studie im Schnitt jährlich eine Rendite unter einem Prozent. Länder wie Finnland liegen bei drei bis vier Prozent. Das heißt nicht, dass jetzt alle Österreicher gleich Aktien kaufen sollen. Aber sie sollen derartige Anlageformen zumindest kennen.


Aber sollten Sie nicht zuerst bei den Politikern mit der Finanzbildung beginnen? Immerhin haben Länder und Städte Unsummen verloren, weil Politiker Geschäfte gemacht haben, die sie nicht verstanden haben.

Ich gebe Ihnen völlig recht, und Finanzbildung sollte natürlich so früh wie möglich erfolgen. Aber sie betrifft auch alle Erwachsenen. Und gerade wo Institutionen mit hohen Summen agieren, sollte man davon ausgehen, dass die Entscheidungsträger auch wissen, was sie tun. Wie sich da oder dort zeigt, etwa in sehr großen österreichischen Städten, war dieses Wissen offenbar nicht vorhanden. Finanzbildung ist ein Thema, das uns alle etwas angeht und uns ein Leben lang begleiten sollte.


Mindestens so komplex wie der Kapitalmarkt ist unser Steuersystem. Werden Sie im Zuge der Steuerreform dafür sorgen, dass es nicht nur von Steuerberatern verstanden wird?

Also der berühmte Bierdeckel für den Lohnsteuerausgleich war blanker Populismus und ist damals wie heute nicht realistisch in der Umsetzung. Aber die Entlastung soll nicht nur beim Geld, sondern auch bei der Bürokratie ansetzen. Die Steuerzahler sollen besser verstehen können, was zwischen brutto und netto passiert. Auch für die Unternehmer soll die Abwicklung einfacher werden. Und letztlich muss auch die Finanzverwaltung dieses von ihr erfundene, komplexe System abwickeln. Das verursacht wieder Kosten, nämlich für die Steuerzahler.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kanzler Sebastian Kurz.
Innenpolitik

Kurz plant Nulldefizit bis 2023

Ende April wird die Regierung der EU-Kommission ihre Finanzplanung für die nächsten vier Jahre bekannt geben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.