Europa League: Die Eintracht in Perfektion

Adi Hütters (ganz rechts) Jubel an einem „magischen Abend“.
Adi Hütters (ganz rechts) Jubel an einem „magischen Abend“.REUTERS
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Adi Hütter steht mit Frankfurt als erster österreichischer Trainer seit 23 Jahren in einem Halbfinale. Die Philosophie des 49-Jährigen begeistert, die Spieler blühen auf.

Frankfurt/Wien. „Ein perfektes Spiel und ein perfekter Abend“, resümierte Adi Hütter nach dem Einzug der Eintracht Frankfurt ins Halbfinale der Europa League. Seine Mannschaft war nach der 2:4-Niederlage in Lissabon gefordert gewesen und lieferte: Treffer von Filip Kostić (37.) – mit Glück, da eigentlich Abseits – und Sebastian Rode (67.) besiegelten den Aufstieg. „In der Summe haben wir verdient gewonnen. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, und sie ist zu Recht da, wo sie ist“, sagte Hütter. Frankfurt ist der einzige verbliebene deutsche Klub im Europacup, im Duell um das Finale in Baku am 29. Mai wartet nun Chelsea, das Parallelspiel lautet Arsenal gegen Valencia (Spieltermine: 2. und 9. Mai). „Favorit sind wir sicher nicht, aber wir können immer für eine Überraschung sorgen“, erklärte der 49-Jährige.

Für Hütter ist Frankfurts Aufstieg der „größte Erfolg meiner Trainerkarriere“, die bereits den Erstliga-Aufstieg mit Grödig (2013) und die Meistertitel mit Salzburg (2015) bzw. Young Boys Bern (2016, 2017) umfasst. Nun steht der 49-Jährige als erster österreichischer Coach seit Ernst Dokupil mit einem Klub in einem Europacup-Halbfinale. Dieser hat Rapid 1996 am Ende bis ins Finale im Cup der Cupsieger geführt.

Auch bei der Eintracht träumt man inzwischen vom Endspiel oder gar dem Titel, es wäre der zweite nach dem Uefa-Cup 1980 mit dem legendären Libero Bruno Pezzey. Statistisch ein gutes Omen: Auch beim damaligen Triumph machte Frankfurt in der K.-o.-Phase einen Zwei-Tore-Rückstand wett – im Halbfinale gegen Bayern.

Neue Idee, altes Personal

Frankfurt spielt unter Hütter nicht nur erfolgreich, sondern auch attraktiv – das ist der große Unterschied zu Niko Kovač. Der Kroate hatte den Klub in der Vorsaison zum Cupsieg und zurück in den Europacup geführt, ehe er sich im Sommer nach München verabschiedete. Hütters Vorgänger setzte dabei auf eine kompakte Defensive mit schnellem Umschalten und auf eine passive, abwartende Spielweise. „Das ist nicht meine Art und Weise von Fußball, wie ich ihn denke“, betont Hütter seither in Interviews. „Ich will, dass wir nachsetzen und uns nicht zurückziehen, wir wollen nicht mauern. Das ist mir wichtig.“ Nicht umsonst feierte seine Mannschaft neun der 15 Ligasiege mit mindestens zwei Toren Unterschied.

Die neue Philosophie hat bestehendes Personal aufblühen lassen, denn das nun umjubelte Offensivtrio Sebastien Haller, Ante Rebić und Luka Jović (gemeinsam 54 der 86 Saisontore) war schon vergangenes Jahr in Frankfurt, nur eben seltener im Einsatz. Abwehrroutinier Makoto Hasebe, 35, erlebt einen zweiten Frühling und ist neben Martin Hinteregger (er fehlte gegen Benfica wegen einer Oberschenkelverletzung) eine der defensiven Konstanten. Auch Torschütze Sebastian Rode, im Winter als tief gefallenes Talent leihweise von Dortmund gekommen, zählt zu den Leistungsträgern.

Positive Signale

Allseits wird Hütter das richtige Gespür in Sachen Menschenführung attestiert, er selbst betont, die Profis nicht nur als Spieler, sondern gleichzeitig auch als „Menschen mit Sorgen und Problemen“ zu sehen. In der Kabine dürfe durchaus über den Trainer gelacht werden, zu viel Nähe versucht er dennoch zu vermeiden. „Dann fressen dich die Spieler.“ Der Familienvater hat sich viel mit Sportpsychologie beschäftigt, sich im Umgang mit Medien genauso wie bei seinen Teamansprachen professionell helfen lassen. „In unserer Analyse zeigen wir viel mehr gute Dinge. Ich denke, für den Menschen ist wichtig, dass er positive Signale erhält“, erklärt Hütter seinen Zugang.

Nach dem Aufstieg bekam die Mannschaft einen Tag frei („Sie sollen diesen Sieg auch im Kopf genießen“), Hütter selbst feierte mit Freunden bei einem Glas Wein. Am Montag wartet in Wolfsburg wieder der Liga-Alltag, als Vierter ist Frankfurt voll im Champions-League-Rennen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.04.2019)

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