Vor 100 Jahren wurde der Lainzer Tiergarten öffentlich zugänglich gemacht. Die einstigen kaiserlichen Jagdgründe in Wien Hietzing beherbergen Raritäten der Natur – und seit ein paar Jahren nach und nach weniger Wild.
Wien. Es kracht und knackst, wenn man sich den Weg ins wilde Herz des Lainzer Tiergartens bahnt. Im hellen Grün der frischen Triebe streiten die Vögel lautstark um Revier und Partner, dazwischen ruft ein Specht – und plötzlich steht sie vor einem: die 400 bis 500Jahre alte Eiche, die einst sogar der japanische Kaiser bewundert hat. Sie ist in den letzten Zügen: Nur zwei der gewaltigen Äste treiben noch aus. Dann wird sie irgendwann fallen – und langsam über Jahrzehnte verrotten wie die mächtigen Stämme ein paar Schritte weiter, während ringsherum neue junge Bäume aus dem Boden schießen.
„Es wäre das typische Bild in einem Urwald, dass alle Altersstufen von Bäumen nebeneinander stehen“, sagt Alexander Mrkvicka, der beim Forstbetrieb der Stadt Wien seit 26 Jahren für das Erholungsgebiet zuständig ist, in dessen Mitte sich der Johannser Kogel befindet. Mit seinen alten, langsam absterbenden Eichen ist der 45 Hektar große, eingezäunte Flecken ein Habitat für rare Pilze und Insekten, die Forscher mitunter in Verzückung bringen. „So haben Wälder vor der Erfindung der Motorsäge ausgesehen“, sagt Mrkvicka.„Das gibt es kaum noch wo.“