Stichwahl. Präsident Poroschenko stellte sich am Freitag seinem Herausforderer in einem lang erwarteten Rededuell im Stadion. Am 21. April steht ihm wohl eine Niederlage bevor. Newcomer Selenskij hat den Wählern viel versprochen. Er ist ein neues Gesicht, für einen Kurswechsel steht er nicht.
Wie ein Gladiator zog Petro Poroschenko in seinen vielleicht letzten Kampf als Präsident: Im Kiewer Olympiastadion waren am Freitag zwei Bühnen und zwei Fanzonen für die Gegner aufgebaut worden – so hatten sie es gewollt. Poroschenko gegen seinen jungen Herausforderer Wolodymyr Selenskij: Es war das erste direkte Streitgespräch, auf das die Ukrainer den ganzen Wahlkampf gewartet hatten. Doch dann marschierte Poroschenko die Laufbahn entlang und erklomm die Bühne des Gegners, angefeuert vom Jubel seiner Unterstützer. Von denen viel mehr gekommen waren als die Fans Selenskijs, der doch in den Vorwahlumfragen haushoch führt. „Mit Autobussen herangekarrt“, kommentiert dieser. Buhrufe folgten. Immerhin - die Kontrahenten schüttelten einander die Hände. Als Selenskij seine kurze Rede hielt, wurde er vom Publikum oft übertönt. Auch bei seinem Abschlussstatement war er kaum zu hören.
Die Kandidaten stellten einander kritische bis provokante Fragen. Poroschenko sagte, Selenskij sei vielleicht ein guter Künstler, aber die Ukraine würden „die Katze im Sack“ kaufen, wenn sie ihn wählten. Selenskij entgegnete schlagfertig: Besser die Katze im Sack als der Wolf im Schafpelz. Der Herausforderer wiederum kritisierte die Medienmacht der Oligarchen - und erwähnte dabei auch Poroschenkos Fernsehkanal. „Ich bin nicht ihr Opponent, ich bin ihr Urteil", erwiderte Selenskij einmal bedeutungsvoll. Der Herausforderer warf seinem Mitbewerber vor, dass Süßwaren von Poroschenkos Konzern "Roschen" in Moskau weiterhin zu kaufen seien und dass Soldaten der selbstdeklarierten Volksrepubliken in der Ostukraine Roschen-Schokolade in ihrer Ration hätten. „Alles, was Wolodymyr sagt, ist eine Lüge und entspricht nicht der Wahrheit", erwiderte Poroschenko.