Viele der historischen Pflanzen in der Botanischen Sammlung in Schönbrunn sind dem Wettkampf kaiserlicher Höfe zu verdanken, die größte, teuerste oder exotischste Sammlung zu besitzen. Die älteste Topfpflanze der Welt – die Alte Dame – ist hier ebenso untergebracht. Spektakulär ist weniger ihr Anblick als ihre Geschichte.
Für den Wiener – und auch die Touristen – sind es einfach ein paar gepflegte Fleckchen Grün, ein Stück Naherholung, das die Stadt lebenswerter macht und das gerade an so prachtvollen Frühlingstagen besonders geschätzt wird. Und es sind Parks, die an wichtige Sehenswürdigkeiten angehängt sind. Aber welcher davon nun genau zu den Österreichischen Bundesgärten zählt und welcher einfach ein Park der Stadt Wien ist, ist weniger geläufig. Fünf Gärten in Wien (nämlich der Schlosspark Schönbrunn, der Burggarten, der Volksgarten, der Augarten und der Belvederegarten) sowie zwei in Innsbruck (der Hofgarten und der Schlosspark Ambras) gehören zu den Österreichischen Bundesgärten. Sie waren einst im Besitz des Kaisers, gingen vor 100 Jahren in das Eigentum der Republik Österreich über, feiern aber dank der lang bestehenden botanischen Sammlungen heuer ihr 450-jähriges Bestehen.
Gottfried Kellner ist jener Mann, der als Direktor den Österreichischen Bundesgärten (und auch der HBLFA Gartenbau Schönbrunn) vorsteht – zumindest noch die kommenden elf Wochen, dann geht er in Pension. Er steht am Meidlinger Tor in Schönbrunn und empfängt die „Presse am Sonntag“ zu einem Rundgang zu jenen Pflanzen und Orten, die weniger bekannt sind (da sie auch nur über spezielle Führungen zugänglich sind). Es ist ein mehrere Stunden dauernder Spaziergang durch die Abteilung Reservegärten, die offiziell Botanische Sammlung heißt, in dem sich historische Schätze befinden, sowie durch den Feldgarten, in dem jene rund 300.000 Pflanzen vorgezogen werden, die die Bundesgärten schmücken. 130.000 Einzelpflanzen aus rund 14.000 Arten und Sorten sind in den Reservegärten in 38 Glashäusern auf knapp 6000 Quadratmetern untergebracht, die historische Orangerie und der Zitrusgarten sind da nicht mitgezählt. Und obwohl hier lediglich zwölf Gärtner angestellt sind, sprudelt es nur so vor historischem Wissen und Faszination, die beide gern geteilt werden.