Protest in Wien: Erdäpfel-Bauern fürchten um ihre Existenz

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Der österreichische Markt kann erstmals nicht durchgehend mit Kartoffeln versorgt werden. 130.000 Tonnen mussten aussortiert werden.

Die Erdäpfel-Bauern sehen durch die strengeren Vorgaben beim Einsatz von Spritzmitteln und dem Klimawandel ihre Existenz bedroht. Sie machen am Donnerstag, dem 25. April, mit einer Kundgebung am Wiener Heldenplatz mobil und fahren mit Traktoren und Anhängern, beladen mit Kartoffeln, vor. Diese seien "die letzten ihrer Art", wie die Landwirte seit Wochen betonen.

Die Landwirte stöhnen unter der wochenlangen Trockenheit, die die Ausbreitung des Drahtwurmes noch weiter befördert. Dieser würde die Erdäpfel unansehnlich machen und sich negativ auf den Geschmack auswirken. Die Folge laut Franz Wanzenböck, Obmann der Interessensgemeinschaft Erdäpfelbau (IGE): "Der österreichische Markt kann somit erstmals nicht durchgehend mit heimischen Erdäpfeln versorgt werden."

Denn die Landwirte hätten 130.000 Tonnen an Kartoffeln aussortieren müssen, was ihnen einen Umsatzverlust von 40 Mio. Euro beschert hätte, rechnet Wanzenböck im "Kurier" vor. Gemeinsam mit dem niederösterreichischen Bauernbund fordert er Erleichterungen beim Einsatz von Spritzmitteln. "Da gehört Bewegung hinein, es kann nicht immer nur um Verschärfungen gehen", zitiert der "Kurier" den Bauernbund.

Wobei die Fast Food-Kette McDonalds zuletzt gemeint hat, ihr gehen die Kartoffel für die Pommes nicht aus und man verwende nur österreichische Kartoffel. Quantitativ gab es im Vorjahr ein deutliches Plus bei der Erdäpfelernte, sie legte um sieben Prozent auf 697.900 Tonnen zu - wobei die Landwirte anführen, dass durch Trockenzeit und Einschränkungen beim Spritmitteleinsatz bis zu 70 Prozent der Kartoffel unverkäuflich seien - auch wegen der hohen Anforderungen des Lebensmittelhandels.

"Wollen dieses giftige Zeug nicht"

"Auch bei Bauern, die Insektizide eingesetzt haben, beträgt der Ernteausfall 30 bis 50 Prozent. Wir wollen dieses giftige Zeug nicht in unserer Ware haben und handeln dabei im Interesse unserer Kunden", sagte dazu Spar-Konzernsprecherin Nicole Berkmann Ende des Vorjahres.

Von den Agrariern wird nun eine alte Forderung reaktiviert: Donauwasser für die von Trockenheit geplagten Felder im Weinviertel. Die Landwirte räumen aber ein, dass es Jahre dauern würde bis die entsprechenden Leitungen verlegt wären. Die Kosten schätzte die Landwirtschaftskammer vor zwei Jahren auf rund eine Milliarde Euro.

(APA)

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