Brunei: Todesstrafe für Homosexuelle nur dann, wenn es zwei Zeugen gibt

Eine Protestaktion vor der Botschaft von Brunei in Paris vergangene Woche.
Eine Protestaktion vor der Botschaft von Brunei in Paris vergangene Woche.APA/AFP/LUDOVIC MARIN
  • Drucken

Das Sultanat verlangt in einem Brief an das EU-Parlament "Toleranz, Respekt und Verständnis" für seine traditionellen Werte. Die Todesstrafe für Schwule und Lesben würde es nur selten geben.

Das Sultanat Brunei hat die international heftig kritisierte Einführung der Todesstrafe gegen Homosexuelle in einem Brief an das Europäische Parlament verteidigt. Der "Guardian" zitierte aus einem vierseitigen Brief des Sultanats an die Europaabgeordneten, in dem es hieß, Steinigungen als Strafe für gleichgeschlechtlichen Sex würden selten sein, da zwei Männer von "hohem moralischem Rang und Frömmigkeit" als Zeugen erforderlich seien. Im Hinblick auf den Wunsch des Landes, seine traditionellen Werte und seine "Familienlinie" zu bewahren, fordere man "Toleranz, Respekt und Verständnis".

Am 3. April waren im Sultanat härtere Strafgesetze in Kraft getreten. Verschärft wurden auch die Strafen für Diebstahl: Künftig müssen Diebe damit rechnen, dass ihnen Hände und Beine amputiert werden. Grundlage dafür ist die Scharia, die im weiten Sinne die religiösen und rechtlichen Normen im Islam regelt.

"Unantastbarkeit der Familienlinie"

In dem vom "Guardian" zitierten Brief hieß es weiter, die internationale Kritik sei auf ein Missverständnis zurückzuführen. "Die Kriminalisierung von Ehebruch und Unzucht soll die Unantastbarkeit der Familienlinie und der Ehe von verschiedenen Muslimen gewährleisten, insbesondere von Frauen." Die EU wurde dem Bericht zufolge auch aufgefordert, die Einfrierung von Vermögenswerten, Visa-Verbote und eine schwarze Liste von Hotels, die dem Sultanat gehören, zu überprüfen. Unter anderem der Schauspieler George Clooney hatte gefordert, Hotels, die dem Sultan gehören, zu boykottieren.

In dem Sultanat auf der Insel Borneo sind zwei Drittel der mehr als 420.000 Einwohner muslimischen Glaubens. Seit einiger Zeit sind dort konservative islamische Kräfte auf dem Vormarsch. Schwule und Lesben werden in der ehemaligen britischen Kolonie seit Langem unterdrückt. Bisher standen auf homosexuelle Beziehungen bis zu zehn Jahre Haft.

(APA/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Sultan Hassanal Bolkiah von Brunei galt einst als Glamourprinz, mit der neuen Gesetzgebung stößt er international auf Kritik.
Außenpolitik

Todesstrafe für Homosexuelle: EU-Parlament fordert Sanktionen gegen Brunei

Das Europarlament fordert die EU-Staaten auf, Sanktionen gegen das Sultanat zu prüfen, das sein Strafreicht der Scharia angeglichen hat.
Protest vor dem Hotel "Dorchester" in London.
Weltjournal

Todesstrafe für Homosexuelle in Brunei: George Clooneys Boykottaufruf zeigt Wirkung

Unternehmen wie die Deutsche Bank, die "Financial Times" und verschiedene Immobiliengesellschaften kündigten an, Luxushotels im Besitz des in Brunei herrschenden Sultans zu meiden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.