Für Sri Lanka sind die Anschläge mit mehr als 320 Toten eine Zäsur. Der Terror könnte das multireligiöse und politisch fragile Land schnell erneut ins Chaos stürzen.
Colombo/Wien. Das Bekenntnis kam ungewöhnlich spät. Zwei Tage nach den verheerenden Anschlägen in Sri Lanka reklamierte die IS-Terrormiliz die Tat für sich. „Diejenigen, die den Angriff ausgeübt haben, der vorgestern Mitglieder der US-geführten Koalition und Christen in Sri Lanka zum Ziel hatte, sind Kämpfer des Islamischen Staates“, hieß es in einer Mitteilung des IS-Propaganda-Sprachrohrs Amaq am Dienstag.
Nur Stunden zuvor hatte Sri Lankas Vizeverteidigungsminister Ruwan Wijewardene im Parlament erste Vermutungen über die Hintergründe des Blutbads geäußert. Die Terrorangriffe seien eine Vergeltungsaktion für die Attacke auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch Mitte März gewesen, sagte er, ohne dies im Detail auszuführen. Bei dem Attentat eines australischen Rechtsextremisten vor gut einem Monat waren 50 Muslime getötet worden. Zugleich machte Wijewardene neben der National Thowheeth Jama'ath (NTJ) eine zweite lokale Islamistengruppe für die Anschläge verantwortlich, die Jammiyathul Millathu Ibrahim (JMI).
Für den südasiatischen Inselstaat sind die Anschläge eine Zäsur, die ihn im schlimmsten Fall in eine schwere Krise stürzen könnte. Der Terror kann das multireligiöse und politisch fragile Land schnell destabilisieren und die wirtschaftlichen Probleme verschärfen.
Syrer verhaftet
Mit dem Bekenntnis der Terrormiliz scheint sich der Verdacht der Regierung in Colombo zu bestätigen, dass die einheimischen Islamisten Hilfe aus dem Ausland erhalten haben. Unter den mehr als 40 Personen, die im Zusammenhang mit den Anschlägen festgenommen worden sind, befinden sich ein Syrer sowie, Medienberichten zufolge, mehrere Inder und Pakistanis.