Die FPÖ-Spitze gerät in eine Zwickmühle.
Wir erleben gerade die Dynamik von Wahlkämpfen mit. Hätte das „Ratten-Gedicht“ zu anderen Zeiten in der FPÖ zu einem Rücktritt geführt? Oder wären die Verbindungen zur Identitären Bewegung gekappt worden? Wohl nicht. Aber Bundeskanzler Sebastian Kurz hat den Koalitionspartner gekonnt unter Druck gesetzt. So führen Dinge, die im freiheitlichen Milieu bisher als völlig normal gegolten haben, plötzlich zu weitreichenden Konsequenzen bis hin zum Rücktritt.
Und da gibt es noch ein weites Feld. Es ist damit zu rechnen, dass vieles von dem, was freiheitliche Funktionäre der zweiten und dritten Ebene von sich geben, nun eine breitere Öffentlichkeit erfahren wird. So kursiert jetzt schon in sozialen Medien eine Karikatur des Rings Freiheitlicher Jugend Steiermark, in der finstere Gestalten mit Hakennase Einheimische bedrohen.
Die FPÖ-Spitze um Parteichef Heinz-Christian Strache gerät da schön langsam in eine Zwickmühle: Sie wird sich weiterhin von ihrem eigenen rechten Rand distanzieren müssen, wenn sie dem Koalitionspartner kein Angriffsziel bieten will. Macht sie das konsequent, wird es aber bald einen Aufstand aus den eigenen Reihen geben. Noch dazu, da Strache aufgrund seiner eigenen Vergangenheit angreifbar ist. Das hat Potenzial für ein neues Knittelfeld.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2019)