"Meine Herren" und "Asylchaoten": Was die Parteien plakatieren

"Europa braucht Profis" und "Europa beginnt hier in Österreich", diese Slogans prangen auf den Plakaten der ÖVP für die EU-Wahl am 26. Mai. Dahinter zu sehen ist Spitzenkandidat Othmar Karas in weißem Hemd.
Während man 2014, auch damals führte der langjährige Delegationsleiter im Europaparlament die Partei in die Wahl, das ÖVP-Logo vergeblich auf den Plakaten suchte, ist diesmal "Team Volkspartei" zu lesen.

Während auf dem Karas-Plakat das Wort "Europa" in gelber Farbe geschrieben wurde und im "O" ein türkises Kreuz eingemalt wurde - die neue Parteifarbe seit der Nationalratswahl 2017 - gibt es auch gänzlich gelbe Plakate: Darauf in schwarzen Lettern zu lesen: "Man muss Europa verstehen, um es zu verändern." Auch ein türkiser Farbklecks lässt sich finden: Europa ist in dieser Farbe unterstrichen.
Auch die umgekehrte Variante ist vorhanden: Auf türkisem Hintergrund werden drei Optionen für die Wahl geboten, wovon zwei durchgestrichen sind: "Europa besser machen" wird dort statt "Auf Europa pfeifen" oder "Nach Europas Pfeife tanzen" angeboten. "Starkes Österreich in Europa" wird anstelle von "Zentralstaat Europa" oder "Raus aus Europa"angeboten.

Die SPÖ hat sich in ihrer ersten Plakatkampagne gegen rechtsextreme Bewegungen eingeschossen. "Europäisch oder identitär?" lautet einer der Slogans auf Plakaten, die Spitzenkandidat Andreas Schieder höchst selbst enthüllte.
Weitere Schwerpunkte: "Zusammenhalten oder spalten?", "Chancen oder Hürden?", "Mensch oder Konzern?" und "Schützen oder privatisieren?"

Auf den Plakaten der ersten Welle zu sehen ist zwar das SPÖ-Logo, anstelle von Spitzenkandidat Schieder wechselten sich aber Frauen, Kinder und Männer als Fotomotiv ab.
Mit der zweiten Welle im Mai wurde das anders: Schieder rückte in den Fokus und gibt auf die Frage der ersten Welle "Mensch oder Konzern?" die Antwort: "Mensch statt Konzern". Höflich wird dann der Wähler per "Sie" adressiert: "Europa braucht Ihre Antwort".

Die FPÖ plakatiert im Doppelpack: Auf Sujets der ersten Welle ist zum einen Spitzenkandidat Harald Vilimsky mit dem holprigen Reim "FPÖ voten gegen Asylchaoten" zu sehen. Auf weiteren Motiven wird Parteichef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache Platz eingeräumt, der Österreich "schützen" will.

Beide Plakate vereint ein Satz, der sich ganz unten darauf findet: "Steh auf für Österreich", heißt es da.

In der zweiten Welle an Plakaten setzen die Freiheitlichen auf Zweisamkeit: Waren Straceh und Vilimsky bisher getrennt abgebildet, teilen sie sich nun ein Sujet mit dem Slogan "Österreich braucht Dich", begleitet von "Nur wählen wirkt". Der Hintergrund: Es gelte, zu zeigen, dass "die FPÖ aus einem Guss besteht".

Die Grünen gehen mutig in den EU-Wahlkampf - so zumindest sollen es Wahlplakate suggerieren, die die beiden Spitzenkandidaten Werner Kogler und Sarah Wiener mit dem Slogan "Mutig für Europa" abbilden. Weiters setzen sich die Grünen auf den Plakaten für Klimaschutz, gesundes Essen und Frieden ein.

Auf allen vier Sujets werden die Wähler eingeladen, "am 26. Mai: Zurück zu den Grünen" zu kommen.

Neos-Spitzenkandidatin Claudia Gamon möchte mit dem Slogan "Europa - machen wir was draus" bei den Österreichern punkten. Außerdem nützt sie den Umstand, dass sie die einzige weibliche Spitzenkandidatin ist - so heißt es neben ihrem Porträt: "So, meine Herren."
Weiters wird auf die Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien über den Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Staatengemeinschaft eingegangen. Der dazugehörige Spruch: "Fix it statt Brexit."

In der zweiten Plakatwelle sind neben Gamon auch Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger und Allianzpartnerin Irmgard Griss zu sehen. Damit wolle man zeigen, dass man gemeinsam als drei Generationen für Vereinigte Staaten von Europa stehe, so die Argumentation.

Plakatwelle Nummer drei setzt auf Kritik an Türkis-Blau: Mit Plakatständern an staugefährdeten Übergängen wollen sie auf die vom Innenministerium verlängerten Grenzkontrollen aufmerksam machen - bzw. diese bemängeln. Zu lesen ist: "Diese Grenzkontrolle mitten in Europa widmet ihnen Ihre Bundesregierung."

Dass es im EU-Wahlkampf auch ohne Plakate gehen kann, will Johannes Voggenhuber mit seiner Initiative "1 Europa" in Kooperation mit der Liste Jetzt beweisen. "Uns fehlt dafür schlicht das Geld", sagte der Spitzenkandidat bei einer fiktiven Plakatpräsentation, im Zuge derer sich der Ex-Grüne samt Unterstützern selbst in einen leeren, metallischen Plakatrahmen stellte.

Zumindest gab es aber Schilder für Protagonisten, um die inhaltliche Ausrichtung der Bewegung anzureißen. Von "1 Klimabündnis", "1 Friedensordnung", "1 Bildungsraum", "1 Tierschutz", "1 Demokratie", "1 Sozialunion" bis hin zu "1 Europa" selbst wurden dabei die großen Pflöcke eingeschlagen.