Bananatex und Ochsenblut: Die Innovationen der Textilindustrie

Banana Split. Das Modelabel Qwstion entwickelte die Faser Bananatex aus Bio-Bananenfasern von den Philippinen.
Banana Split. Das Modelabel Qwstion entwickelte die Faser Bananatex aus Bio-Bananenfasern von den Philippinen.(c) Beigestellt
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Die Tage von Kunststoff und Baumwolle scheinen gezählt: Wie sich die behäbige Textilindustrie mit Innovationsgeist Wege in die Zukunft bahnt.

Wenn es sich nicht gerade um einen gewöhnlichen Jutebeutel handelt, dann stehen speziell bei Taschen viele Arbeitsschritte zwischen Rohmaterial und Endprodukt. Das geht, wie so oft, potenziell auf Kosten der Umwelt. Für das Schweizer Label Qwstion sind Bananen eine mögliche Alternative. Der Tiroler Hannes Schönegger ist einer der fünf Gründer der Marke, die schon 2008 mit verschiedenen Materialien zu experimentieren begann. Leinen war nicht robust genug, die Verarbeitung von Hanf stellte sich als schwierig heraus, und das nötige Know-how war großteils schon vor 30 Jahren nach China abgewandert. Biobaumwolle war eine annehmbare Alternative, aber die Firma hätte ihren Namen unglücklich gewählt, hätte sie sich nicht weitere Fragen gestellt.

Und so stieß man letzten Endes auf Abacá: eine Bananensorte, die auf den Philippinen seit Langem in der Herstellung von Papier verwendet wird. Sie wird dort angepflanzt, um ehemalige Palmölplantagen wiederaufzuforsten, braucht wenig Wasser und keinen Dünger. Qwstion begann mit der langlebigen und reißfesten Faser der Abacáblätter zu experimentieren, bis man letztes Jahr zwei Taschenmodelle aus dem Material Banantex vorstellen konnte. „Seitdem haben sich bestimmt 100 bis 120 Unternehmen bei uns gemeldet, die Zelte, Uhrbänder, oder die Innenausstattung von Autos mit Bananatex herstellen wollen. Es waren auch die meisten Global Player unter den Interessenten", sagt Schönegger. Seine Firma ist weltweit der erste Hersteller eines technischen Gewebes aus Bananenfasern.

Tutti Frutti. In der „Conscious Exclusive“-Kollektion von H&M ­finden sich Stoffe auf Ananasblatt-, Algen- und Zitrussaft-Basis.
Tutti Frutti. In der „Conscious Exclusive“-Kollektion von H&M ­finden sich Stoffe auf Ananasblatt-, Algen- und Zitrussaft-Basis. (c) Beigestellt

Mode versus Natur. Die hohe Nachfrage nach Alternativen zu Baumwolle und Kunststoffen lässt die gesamte Textilwirtschaft die Beziehung zwischen Natur und Mode hinterfragen. Aspekte des Themas wurden zuletzt auch im Victoria-&-Albert-Museum ausgelotet, nämlich in der Schau „Fashioned from Nature": Sie zeigte, wie immer wieder auf die Natur zurückgegriffen wurde, um für Modekreationen zu schöpfen. Viele traditionelle Naturfasern wurden aber durch den Siegeszug von Baumwolle und später Viskose und Kunststoffen verdrängt. Technische Fortschritte, der preiswerte Anbau von Baumwolle und die vorteilhaften Eigenschaften der daraus gewonnenen Stoffe stellten andere Optionen in den Schatten. Erst in den Achtzigern begann langsam Kritik laut zu werden. Durch Kunststoffe kommt Mikroplastik in die Umwelt, die für die Viskoseproduktion verwendeten Chemikalien schaden Fabriksarbeitern und führen zu Abholzung von bestehenden Wäldern, und die Produktion von Baumwolle ist notorisch wasserintensiv.

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