Finanzbranche

Über die Geburtswehen einer jungen Branche

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FinTechs & InsurTechs. Die Newcomer sind flink, innovativ und technologiegetrieben. Die Etablierten sind finanzstark, vorsichtig und suchen neue Geschäftsmodelle. Jeder hat, was der andere braucht. Trotzdem klappt nicht jede Kooperation.

Manche Geschäftsmodelle sind einfach aufgelegt. So wie das des FinTechs Kompany. Bislang mussten Banken für Kreditprüfungen, Kontoeröffnungen oder laufende KYC- (Know Your Customer-)Verifizierungen händisch in fremdsprachigen Firmenbüchern herumstochern. Jetzt digitalisiert Kompany laufend Firmenbücher aus aller Welt und macht unternehmensbezogene Informationen zugänglich. Die Etablierten, Incumbents genannt, sind hier die glücklichen Kunden.

Das FinTech Baningo adressiert die andere Seite, den Endverbraucher. Wer unzufrieden mit seinem Bankberater ist, sucht sich in dem „Dating Portal für Kundenberater“ einen neuen derselben Bank. Dem alten Berater muss er nicht einmal Lebewohl sagen, das erledigt das System. 30 Banken sind schon an Bord.

Bei den bisherigen Beispielen waren die Incumbents die Kunden der Newcomer. Jetzt kommt eine Kooperation, die das Beste aus beiden Welten verbindet: Einem Konsumenten noch am Point of Sale eine Versicherung für sein eben erworbenes Gut – Fahrrad, Handy, Reise, neue Zähne – anzubieten, braucht große Beweglichkeit aufseiten des Versicherers. Trotz potenter IT-Abteilung hätte die heimische Uniqa das mit ihren langen internen Wegen nicht geschafft. Mithilfe des quicken Newcomers Bsurance schafft sie es – und eröffnet sich nebenbei neue Märkte.

Koops, die schiefgingen

Nicht immer laufen Kooperationen wie geschmiert. Der Kreditvermittler Cashpresso zielt ebenfalls auf den Endkonsumenten ab. Sein Markenzeichen ist die einfache Kreditabwicklung, schnell und trotzdem reguliert. Jedoch: Als Cashpresso in Österreich nach einem Partner mit Banklizenz suchte, winkten die Institute ab. Zu riskant, hieß es. Cashpresso schielte nach Deutschland und wurde bei der Handelsbank fündig. Heute hätte so manche heimische Größe das FinTech gern an Bord – zu spät.

Auch spontane Scheidungen kommen vor. In Deutschland beendeten die große Haspa und das kleine Investify (die Endsilbe -fy ist typisch für Start-ups) ihre Zusammenarbeit mit Ende der Testphase. Ohne Angabe von Gründen.

Alleingelassen

Ach, wie schön begann die folgende Kooperation. Der deutsche Ableger der holländischen ING-Bank wollte in den Versicherungsmarkt einsteigen. Er schloss eine Kooperation mit dem ebenfalls deutschen InsurTech Clark, das einen digitalen Versicherungsordner anbietet. Mit ihm optimieren die Kunden ihre Verträge, die beiden Firmen teilten sich die Maklerprovision. Ein Jahr später war alles vorbei: Die holländische Mutter hatte mit der mächtigen Axa-Versicherung eine Exklusivpartnerschaft geschlossen. Sie galt auch für Deutschland. Clark war draußen.

Das Originellste kommt zum Schluss. Das Frankfurter FinTech Savedroid stolpert über seine eigene Unprofessionalität. „Spar dich glücklich“ ist der Claim der Spar-app, mit der man anstrengungslos Geld auf die Seite (besser: auf das hauseigene Sparkonto) legen soll. Der Gründer pflegt einen seltsamen Humor. Er kündigte an, sich mit den Einlagen aus dem Staub machen zu wollen („nur ein PR-Gag“) und schockierte mit Witzen tief unter der Gürtellinie. Auch über die Arbeitsbedingungen dringt Unangenehmes nach draußen. Merke: Manchmal steht man sich einfach nur selbst im Weg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2019)

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