Selbstkritisch? Ja, aber keine falsche Bescheidenheit!

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Inspiration für Millennials #4. Mit Young Science-Botschafter Gerhard Furtmüller die eigene Persönlichkeit entwickeln. Diesmal: Wie inszenierst Du Dich?

In der vorigen Woche habe ich darüber geschrieben, dass sich Männer und Frauen oft recht unterschiedlich präsentieren. Männer neigen eher dazu, ihre Stärken in den Vordergrund zu stellen, wohingegen Frauen sich tendenziell öfter für misslungene Dinge zu rechtfertigen versuchen. Auf die jeweiligen Stärken und auch Schwächen zu fokussieren, hat aber unmittelbare Konsequenzen auf das berufliche Vorankommen. Das ist die Schlussfolgerung der Kolumne #3, auf die ich bestätigende Rückmeldungen von Frauen erhalten habe. Daher ist mir in einem nächsten Schritt wichtig, Gestaltungsmaßnahmen zu beschreiben, die es noch mehr Personen ermöglichen, ihre Stärken sichtbar zu machen.

Richtig oder falsch?

Eine selbstkritische Haltung ist grundsätzlich positiv, um sich als Person und auch die eigene Leistung zu verbessern. Doch hat die Selbstkritik ihre Grenze erreicht, wenn es um eine positive Präsenz im Unternehmen geht. Daher ist es wesentlich, sich vor allem mit den eigenen Stärken zu präsentieren.

Das ist heute wichtiger denn je, da wir in einer Inszenierungsgesellschaft leben, wo jeder einzelne von uns über deutlich mehr Möglichkeiten verfügt, auf sich aufmerksam zu machen. Auch wenn bei dem Dargebotenen nicht immer alles geschickt ist und vieles als „too much“ oder als zu destruktiv eingeordnet werden kann, so ist es doch wesentlich zu erkennen, dass die Demonstration der eigenen Person für das berufliche Vorankommen wichtig ist. Daher ist die zentrale Frage, die sich daraus ergibt, inwiefern eine berufliche Inszenierung geschickt ist bzw. sich als unvorteilhaft entwickeln kann.

Wie inszenierst Du Dich?

Nach meiner Erfahrung ist im beruflichen Kontext keine allzu „schrille“ Inszenierung erforderlich. Es bedarf dazu lediglich der kleineren Kunst der adäquaten Selbstpräsentation, um auf sich und seine Leistungen aufmerksam zu machen. Darunter verstehe ich aber keinesfalls den Klatsch und Tratsch über andere Personen in den Pausen, um gehört zu werden. In diesem Kontext ist das Gegenteil der Fall und die Zurückhaltung eine große Tugend. Der Grund dafür ist, dass durch eine übermäßige Quatscherei zu häufig Negatives verbreitet wird und dadurch für Lösungen kein Raum mehr gegeben ist.

Eine geschickte Form der Selbstpräsentation ist beispielsweise durch eine aktive Sitzungsbeteiligung möglich. Dabei soll das Credo sein: Bereite Dich vor und leiste Deinen Beitrag. Eine andere Möglichkeit, um auf sich aufmerksam zu machen, bieten die Gespräche mit Deinem Vorgesetzten, wo Du durch Deine fachliche Kompetenz punkten kannst.

Wesentlich in diesem Zusammenhang ist, dass Du wirklich etwas zu sagen hast und Du Deine Kompetenzen langfristig unter Beweis stellen kannst. Dabei ist es egal, ob es Deine Fragen im Gespräch mit anderen sind, ob Du mit Deinen Kommentaren eine positive Aufmerksamkeit erzeugst oder ob es Deine Analysefähigkeit ist, mit der Du Inhalte auf den Punkt bringst. Wichtig ist jedenfalls, dass Deine Leistungen und damit Deine Person sichtbar werden.

Und da die Präsentation der eigenen Person gegenwärtig von so hoher Bedeutung ist, frage ich Dich dieses Mal: Wie inszenierst Du Dich?

Solltest Du noch über zu wenig Erfahrungen im Berufsleben verfügen, dann überlege, wo und wie Du bereits in Deiner Ausbildung mit Deinem Verhalten punktest. Rede mit vertrauten Personen über diese Kompetenz, um sie weiter zu stärken oder schreibe mir ein Mail: gerhard.furtmueller.presse@wu.ac.at.

Privat

Gerhard Furtmüller aka Doktor Furti ist Senior Lecturer am Department für Management der Wirtschaftsuniversität Wien und Young Science Botschafter. An der WU begleitet er jährlich Tausende Millennials auf ihrem Weg ins Berufsleben. Seine Publikationen zum Thema Motivationsaufbau sind u.a. im Harvard Business Review erschienen.

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