Wo sich ein Antiliberaler mit der Linken trifft

Links-rechte Revolutionäre: Street Art in Paris, mit Gelbwesten und Marianne, Symbol der Republik – und der Französischen Revolution.
Links-rechte Revolutionäre: Street Art in Paris, mit Gelbwesten und Marianne, Symbol der Republik – und der Französischen Revolution. (c) AFP
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Wer den Vordenker der Neuen Rechten Alain de Benoist liest, versteht besser, warum gerade die radikale Rechte heute so links aussieht. In seinem neuen Buch ist Migration ein Nebenthema: Es geht gegen Liberalismus und Kapitalismus.

Für Menschen, die erwarten, dass sich politische Phänomene in zwei Schubladen fügen – „links“ und „rechts“, moralisch übersetzt „gut“ und „böse“ –, ist die europäische Realität in den letzten Jahren widerspenstig geworden. Linke wie rechte Gruppierungen demonstrieren als Gelbwesten gegen Globalisierung und die „Elite“. Rechte überbieten einander in Kapitalismuskritik. Identitäre argumentieren für den Schutz der kulturellen Vielfalt auf der Welt, gegen gleichmacherischen Universalismus. Und hier wie dort produziert man aus Prinzip Biogemüse im Eigenanbau.

Kaum ein Intellektueller hat die Durchdringung von Rechtem mit Linkem vorgemacht wie der heute 75-jährige Alain de Benoist, der als Vordenker der Neuen Rechten bekannt ist. Tatsächlich gäbe es ohne ihn wohl keine Rechte, die sich „Neue“ nennt. Der gebürtige Pariser hat den Begriff nicht erfunden und war nie glücklich damit. Doch Benoist stand im Zentrum jener intellektuellen Strömung, die in den Siebzigerjahren von französischen Medien „Nouvelle Droite“ genannt wurde. Deutschen Rechten gefiel das Etikett dann auch. Es entsprach dem Bedürfnis, sich (in Abgrenzung zum Nationalsozialismus) neu zu erfinden. Oder so zu tun, als ob.

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