Historische Häuser, die nicht jeder hat

Das Winzerhaus aus dem 17. Jahrhundert.
Das Winzerhaus aus dem 17. Jahrhundert.(c) Engel & Völkers Wien
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Von einer alten Mühle im Pottendorfer Schlosspark bis zum Biedermeierhaus in der Wiener Naglergasse - Auch edel saniert punkten sie am meisten mit ihrem Charme.

Zugegeben, sie können manche unliebsame Überraschung bereithalten, knarzen hin und wieder ein wenig und kommen manchmal mit eigenen Regeln daher, die eingehalten werden müssen. Aber dafür haben historische Objekte auch eine Geschichte zu erzählen, finden sich oft an besonders schönen Orten und sind vor allem Immobilien, die definitiv nicht jeder hat.

Für die Liebhaber dieser Häuser machen diese Eigenschaften alle Nachteile wett, und wer sich an Details mit Patina erfreuen kann, stört sich zumeist auch nicht daran, wenn der Denkmalschutz bei der Renovierung ein Wörtchen mitzureden hat. Zumal dieser auch daran interessiert ist, die historischen Heime für die Besitzer der Gegenwart gut bewohnbar zu machen, denn nur dann werden sie auf Dauer erhalten.

Wobei das Ausmaß an Kompromissen und Eigeninitiative, das Käufer solcher Liegenschaften mitbringen, naturgemäß sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Während die einen gerade die Tatsache reizt, bei der Revitalisierung Schritt für Schritt dabei zu sein und vielleicht noch versteckte Schätze hinter dem aktuellen Putz zu finden, sind andere froh, wenn der Hauch der Geschichte zwar spür- und sichtbar ist, aber frisch hergerichtet und mit dem Prädikat „Erstbezug nach Renovierung“ versehen. In Österreich gibt es glücklicherweise genügend Objekte für jeden Grad gewünschter Involviertheit.

• Alte Mühle

Ein besonderes Objekt für die Mitglieder der Mitgestaltungsfraktion steht beispielsweise derzeit im Pottendorfer Schlosspark zum Verkauf. Hier hat die Alte Mühle nicht nur eine lange Geschichte aufzuweisen, sondern durch ihre Lage direkt an der Fischa auch eine Reihe von Verwendungsmöglichkeiten. Ursprünglich im 15. Jahrhundert erbaut, kann das Gebäude auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Das jüngste Kapitel hat Heinrich Hrdlicka geschrieben. Der Autor und Maler hat das Gebäude samt knapp 2000 Quadratmetern Grund auf dem erweiterten Schlossparkgelände vor zehn Jahren gekauft und einen Teil der Mühle mit rund 500 Quadratmetern Wohnfläche und zehn Zimmern revitalisiert. Eine zweite Baustufe für 1000 weitere Quadratmeter Wohnfläche ist bereits baubewilligt, kann also jederzeit in Angriff genommen werden. Wobei auf die Besonderheit verwiesen sei, dass das vorhandene Mühlrad inklusive Wasserrecht beispielsweise zur Energiegewinnung genutzt werden kann. Als Verhandlungsbasis für den Kauf der Liegenschaft sind derzeit 3,2 Millionen Euro aufgerufen, der Investitionsbedarf für die zweite Baustufe wird auf 1,5 bis zwei Millionen Euro geschätzt. Vermittelt wird die Mühle über Re/Max Immobilien Eisenstadt.

• Renaissanceschloss

Großes historisches Wohngefühl ganz ohne Renovierungsbedarf ist hingegen in Oberösterreich zu haben: In Lichtenau im Mühlkreis steht ein Renaissanceschloss zum Verkauf, das erst 2004 komplett sockelsaniert wurde und heute 800 Quadratmeter komfortable Wohnfläche aufweist.

Erbaut wurde die Anlage – zu der ein über 18.000 Quadratmeter großer Park gehört – im 17. Jahrhundert, wobei die Ursprünge bis auf das 13. Jahrhundert zurückgehen. 1605 wurde die einstige Burg in ein Renaissanceschloss umgebaut, das man bis heute durch eine mächtige Doppelflügeltür mit der eingemeißelten Jahreszahl betritt. Ebenfalls erhalten sind der Hof mit den Arkadengängen, das ehemalige Torwärterhaus und die Kapelle; im Schloss selbst findet sich im großen Rittersaal mit Stichkappengewölbe ein auf 1556 datierter Marmorkamin. Zu den Zeugnissen der Neuzeit zählen dagegen technische Spielereien wie eine Alarm- und zentrale Staubsaugeranlage, dreifach verglaste Holzfenster sowie vier Bäder zu den acht Schlafzimmern, die neben den Wohnräumen liegen. Darunter finden sich eine Bibliothek und das elektrisch betriebene schmiedeeiserne barocke Tor. Im ehemaligen Torwärterhaus gibt es darüber hinaus noch ein Appartement samt Küche und Bad, das als Gäste- oder Personalunterkunft genutzt werden kann. Vermittelt wird das Schloss über Hendrich Immobilien, aufgerufen sind dafür 2,9 Millionen Euro.

• Winzerhaus in der Wachau

Weniger herrschaftlich, dafür aber umso idyllischer lässt es sich oft in alten Winzerhäusern wohnen, die aber zumindest in den populären Weingegenden nur selten auf den Markt kommen. Aktuell ist aber ein solches Exemplar im historischen Zentrum von Stein an der Donau zu haben. Es handelt sich um ein Winzerhaus aus dem 17. Jahrhundert, das 2018 kernsaniert wurde und heute neue Holzkastenfenster, Böden und eine moderne technische Ausstattung hat. Erhalten geblieben sind hingegen Details wie die Bauernstuckdecke, das Kreuzgewölbe im Eingang, der aus dem Felsen geschlagene Keller mit Lehmboden und der Blick, der bis zur Donau und zum Stift Göttweig reicht. Das Anwesen verfügt über 136 Quadratmeter Wohnfläche, die sich auf zwei Schlafzimmer und einen Wohnsalon verteilen. Bereits technisch vorbereitet wurden zwei Bäder, außerdem ist ein ausbaubarer Dachboden vorhanden. Vermittelt wird das Haus über Engel & Völkers Wien, der Preis beläuft sich auf 1,1 Millionen Euro.

• Biedermeier in der City

Wohnen mit historischem Charme geht aber – zumindest in Wien – auch mitten in der Innenstadt, beispielsweise in der Naglergasse. Dort wird in einem Haus aus dem Vorbiedermeier – das 1344 bereits urkundlich erwähnt wurde und seit 1810 samt seiner gegliederten Fassade mit Dreifaltigkeitsrelief unter Denkmalschutz steht – eine ganze Etage zum Kauf angeboten. Die 160 Quadratmeter verteilen sich auf vier Zimmer und zwei Bäder, wobei allein der Wohnsalon 50 Quadratmeter umfasst und aus vier alten Flügelfenstern einen Blick auf das Park Hyatt und Am Hof gewährt.

Für weiteren Charme sorgen verglaste Doppelflügeltüren und Fischgrätböden, für modernen Komfort begehbare Kleiderschränke und ein Lift, mit dem die Wohnung im vierten Stock zeitgemäß erreichbar ist. Vermittelt wird die Wohnung über Rohr Real Estate, wobei kein fixer Kaufpreis aufgerufen wird, sondern Gebote ab 14.000 Euro pro Quadratmeter willkommen sind. (sma)

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