"Gelbwesten" demonstrieren mit Gewerkschaftern und linken Parteien

"Gelbwesten" demonstrieren in Paris
"Gelbwesten" demonstrieren in ParisAPA/AFP (LUCAS BARIOULET)
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Die Grünen-Politikerin Esther Benbassa, die bisher an allen "Gelbwesten"-Demonstrationen beteiligt war, verurteilte Macrons Reformvorschläge als unzureichend.

In Paris sind am Samstag Anhänger der "Gelbwesten"-Bewegung und Gewerkschaftsmitglieder gemeinsam auf die Straße gegangen. Auch Angehörige mehrerer linker Parteien schlossen sich dem Protestmarsch an. Gemeinsam demonstrierten sie gegen die Regierung und ihre Reformvorschläge. Auch in Straßburg versammelten sich "Gelbwesten" zum Protest.

Mehrere tausend Menschen waren zu der Demonstration in der französischen Hauptstadt gekommen. An ihrer Spitze bot sich ein bunteres Bild als bei den Protesten der vergangenen Wochen: Neben gelben Westen waren auch rote zu sehen, sie deuteten auf Vertreter des Gewerkschaftsbundes CGT hin. Gemeinsam trugen gelb und rot gekleidete Teilnehmer ein Banner mit der Aufschrift: "Eine allgemeine Antwort auf einen globalen Angriff".

Auch die Kommunistische Partei, die Neue Antikapitalistische Partei und die Linkspartei La France Insoumise (Das unbeugsame Frankreich) unterstützten den Protest. Es war bereits das 24. Mal, dass die "Gelbwesten" zu Demonstrationen aufgerufen hatten.

Macrons Reformvorschläge

Im Mittelpunkt der Kritik standen diesmal die von Präsident Emmanuel Macron vorgestellten Reformvorschläge, die aus einer Reihe von Diskussionen in der Bevölkerung entstanden waren. Damit hatte Macron auf die Protestbewegung reagiert und versucht, sein Entgegenkommen zu signalisieren.

Die Grünen-Politikerin Esther Benbassa, die bisher an allen "Gelbwesten"-Demonstrationen beteiligt war, verurteilte am Samstag in Paris die Reformvorschläge als unzureichend. "Es ist gut, dass wir heute zusammen mit dem Gewerkschaftsbund hier sind", sagte Benbassa und fügte hinzu, die politische Linke müsse zusammenhalten. Auch am 1. Mai werde es eine Gelegenheit geben, der Regierung die Ablehnung zu signalisieren.

Esther Benbassa
Esther BenbassaAPA/AFP (ERIC FEFERBERG)

Forderung nach „fairer Behandlung in den Medien"

Die Stimmung beim Protest in Paris war am Nachmittag entspannt, Ausschreitungen wie in den vergangenen Wochen gab es zunächst nicht. Stattdessen wehten Banner mit Aufschriften wie "Diese Gesellschaft wollen wir nicht" und "Die Jugend auf der Galeere, die Alten in der Misere".

Neben der traditionell großen Demonstration in Paris war diesmal Straßburg ein weiterer Schwerpunkt der "Gelbwesten". Den historischen Stadtkern sowie das Europaviertel hatte die Polizei für Demonstranten gesperrt. Auch in Toulouse, Lille, Rennes und Rouen waren Proteste im Stadtzentrum verboten. In Paris gab es zwei Protestzüge, in Straßburg versammelten sich etwa 2000 Menschen, wie der Nachrichtensender BFMTV am Samstag berichtete.

Anhänger der "Gelbwesten" machten vor den Gebäuden von Medienunternehmen in der Hauptstadt halt. Die Demonstranten forderten eine "faire Behandlung in den Medien", wie BFMTV berichtete. Straßburg sei wegen der Europawahl in vier Wochen ausgewählt worden. Demonstranten seien auch aus Deutschland, Belgien, Italien oder Luxemburg ins Elsass gekommen.

Auf einen Blick

Die "Gelbwesten" demonstrieren seit November gegen die Reformpolitik Macrons und der Regierung. Am vergangenen Wochenende waren laut Behördenangaben 27.900 Menschen in ganz Frankreich auf die Straße gegangen, davon 9000 in Paris.

(APA/AFP/dpa)

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