FPÖ-Angriffe gegen ORF-Moderator

ARMIN WOLF
ARMIN WOLFAPA/HANS PUNZ
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Stiftungsratsvorsitzender Norbert Steger empfiehlt „ZiB2“-Moderator Armin Wolf eine Auszeit. ÖVP verurteilt „Einmischung in Medienunternehmen“.

Wien. Die Angriffe der FPÖ auf „ZiB2“-Moderator Armin Wolf gehen weiter. Am Sonntag empfahl Norbert Steger, von der FPÖ entsandter Vorsitzender des Stiftungsrats, der Journalist solle sich eine Auszeit nehmen. In der Zeitung „Österreich“ sagte Steger: „Ich würde ein Sabbatical nehmen, auf Gebührenzahlerkosten durch die Welt fahren und mich neu erfinden.“ Das Problem bei Wolf sei die Eitelkeit. Er habe das Gefühl verloren, dass er vielleicht auch einmal unrecht haben könnte. Zudem vermisse Steger die „Dankbarkeit“ gegenüber den Gebührenzahlern als „gut bezahlter, de facto pragmatisierter Journalist“.

Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung war ein Interview mit FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky. Wolf hatte eine Zeichnung der FPÖ-Jugendorganisation Ring Freiheitlicher Jugend mit der NS-Zeitung „Stürmer“ verglichen, was Vilimsky schwer erboste. Dieser drohte Wolf in laufender Sendung mit „Konsequenzen“.

Die Konsequenz war eine Kampagne der FPÖ gegen Wolf: Vilimsky forderte, der ORF möge seinen Star-Moderator vor die Tür setzen. Parteichef Heinz-Christian Strache nannte Wolf einen „Großinquisitor“. Noch weiter ging die Wiener FPÖ-Stadträtin Ursula Stenzel, selbst ehemalige ORF-Moderatorin, die meinte, „mit einem solchen Verhörton“ könne Wolf ja im Volksgerichtshof auftreten.

Die FPÖ stößt mit ihrer Kampagne auf weitgehende Ablehnung. ORF-Generalintendant Alexander Wrabetz wies die Aufforderung, Wolf abzulösen, zurück: „Ich lasse mir von einem Parteigeschäftsführer nicht zurufen, wer bei uns die ,ZiB‘ moderiert.“ Und auch Medienminister Gernot Blümel, als Regierungskoordinator sonst eher um Harmonie mit dem Koalitionspartner bemüht, bezog klar Stellung: „Die Politik hat sich nicht in Beschäftigungsverhältnisse von Journalisten einzumischen, völlig unabhängig davon, wie Fragestellungen oder Interviewführungen bewertet werden“, so Blümel in einer Aussendung.

Heftige Kritik gab es auch an Stenzels Vergleich mit dem Volksgerichtshof. „Das darf eigentlich nicht passieren“, sagte beispielsweise Altbundespräsident Heinz Fischer. „Jeder, der etwas aus der Geschichte gelernt hat, wird das nicht akzeptieren, sondern verurteilen.“ Und auch der Koalitionspartner verurteilte Stenzels Aussage. Diese sei aus seiner Sicht „nicht akzeptabel“, so Generalsekretär Karl Nehammer in der ORF-Sendung „Hohes Haus“. Zudem bezeichnete er die Einmischung in Medienunternehmen generell als „vollkommen falsch“.

„Bevölkerungsaustausch“

Unterdessen macht FPÖ-Chef Strache klar, dass er sich zwar von den Identitären distanziert, nicht aber von deren Ideologie. Das zentrale Argument der Identitären (und auch des Christchurch-Attentäters), es finde ein „Bevölkerungsaustausch“ statt, gegen den man sich wehren müsse, verteidigte er: „Das ist ein Begriff der Realität. Wir wollen nicht zur Minderheit in der eigenen Heimat werden“, so Strache in der „Kronen Zeitung“. (maf)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2019)

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