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"Game of Thrones" Staffel acht, Folge drei: So finster die Nacht

(c) HBO/sky (Helen Sloan)
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Ganze 82 Minuten ist "The Long Night" lang. Die lange erwartete Schlacht-Folge ist brutal und dunkel - und sie überrascht.

Spoiler-Warnung: In diesem Episodenblog wird die Handlung der jeweils beschriebenen "Game of Thrones"-Folge verraten.

Ich habe mich ein wenig gefürchtet vor der dritten Folge der achten  "Game of Thrones“-Staffel. Viel wusste man im Vorfeld nicht, nur, dass sie lange werden würde (82 Minuten sind es nun), dass es eine große Schlacht geben würde und dass 55 Nächte gedreht wurde. Regisseur war wie bei der "Battle of the Bastards" und "Hardome" Miguel Sapochnik, geschrieben wurde das Drehbuch von den "Chefs" der Serie, David Benioff und D.B. Weiss. Das ließ vor allem eins erwarten: brutale Kampfszenen mit vielen Toten.

Ich war nicht bereit, mich jetzt schon, drei Folgen vor dem wirklichen Ende, von jemandem aus der Serie zu verabschieden. Vor allem, da in dieser Schlacht kein Bösewicht wie Ramsay mitkämpft, den man allzu gerne loswerden möchte. Mit einer Ausnahme freilich: der Night King, quasi der "Endgegner". Aber der wird drei Folgen vor Schluss sicher nicht das Zeitliche segnen. Glaubt man. Und dann überrascht einen "Game of Thrones" wieder: Denn am Schluss der Folge "The Long Night" zerspringt der Fürst der Toten in tausend eisige Stücke.

Keine andere Serie schafft es, die Erwartungen der Zuschauer so zu unterlaufen. Denn davor wird über eine Stunde gekämpft und die Menschen sind auf der Verliererseite. Alles sieht so aus, als könnten sich unsere Helden nur durch Flucht retten, wenn überhaupt. Auch das scheint nämlich möglich: ein großes Heldensterben. Ganz so schlimm ist es nicht gekommen, auch wenn man sich von einigen Figuren, darunter ein paar Fan-Lieblinge, verabschieden muss.

Kurzes Aufflackern von Hoffnung

Anfangs hat diese düstere Folge (bei der man wohl nur im Stockdunkeln alles sieht) noch finsterer ausgeschaut. Die Kamera stattet jeder wichtigen Figur einen Besuch ab und man fragt sich: ist das ein Abschied? Zwar entzündet die Ankunft der Priesterin Melisandre einen Funken Hoffnung, aber der erlischt schnell wieder. Nach gut 12 Minuten ist das Heer der Dothraki mit seinen brennenden Waffen geschlagen und man hat noch nicht einmal einen Kampf gesehen. Nur Lichter in der Dunkelheit. Die Menschen scheinen den White Walkern hoffnungslos unterlegen.

(c) HBO

Der erste Teil des Plans der Menschen ist also nicht aufgegangen, auch der zweite scheint zu scheitern: Daenerys' feuerspeiende Drachen, die die Zombies dezimieren sollen, werden von einem Eissturm beinahe außer Gefecht gesetzt. Daenerys und Jon verbringen einen Teil der Folge auf Drachen im Nebel. Der Kampf zwischen Drogon und Rhaegal und ihrem toten und wiederauferstandenen Bruder Viserion über der Nebelgrenze (endlich sieht man was) ist sehenswert, dauert aber nur kurz. Jedes Budget für Spezialeffekte hat ein Limit ...

"I'll be dead before the dawn"

Die Zombies sind anfangs nicht viel mehr als ein Schatten, der sich auf Winterfell zubewegt. Erst langsam lösen sich die einzelnen Untoten. Man hört eine Art Herzschlag im Dunkeln, als das Gemetzel beginnt. Die Kampfszenen erinnerten mich an die Schlacht in der "Blackwater Bay": viel Feuer, viel Rauch, viele dunkle, Schwerte schwingende Gestalten. Nur eben eine Nummer größer. Und leider ohne Wildfire, das sehr nützlich gewesen wäre. Insgesamt fand ich die Schlacht trotz ihrer vielen Schauplätze und ihrer Spannung (Arya in der Burg!) nicht so gut wie "Battle of the Bastards": dieses Klaustrophobische, diese Genugtuung am Ende, das bleibt unübertroffen.

Wie die Zombies den Ring aus Feuer um Winterfell durchbrechen, kommt einem ebenfalls bekannt vor: es ähnelt dem Kampf nördlich der Wall, als Jon und seine Mannen auf einer Insel inmitten eines halb zugefrorenen Sees gefangen waren. Angezündet hat den Ring aus Feuer Melisandre. Kurz hat man den Eindruck, dass ausgerechnet sie als Heldin sterben wird. Hat sie bei ihrer Ankunft doch noch gesagt: "There's no need to execute me, Ser Davos. I'll be dead before the dawn." Nein, sie geht am Ende freiwillig in den Tod.

Eine andere, wahrscheinlich beliebtere Figur stirbt allerdings diesen Heldentod: die starke junge Lyanna Mormont besiegt einen Riesen, wird aber selber dabei tödlich verletzt (habe ich es nicht prophezeit? "Game of Thrones" und Kinder: eine schreckliche Kombi!). Weniger heroisch ist der Tod von Dolorous Edd, der von hinten erstochen wird (aber gut, die Watchers on the Wall wird man nach dieser Folge wohl nicht mehr brauchen). Immerhin hat er zuvor Samwell Tarly noch einmal gerettet.

Sansa und Tyrion "flirten"

Der ist doch nicht in der Krypta geblieben, wo es - auch hier erinnere ich mich an "Blackwater Bay", Sansa und Cersei - spitze Dialoge zwischen den Figuren gibt. Wie Sansa und Tyrion "flirten", gibt der Folge zumindest kurz einen leichteren Ton. Aber: Als der Night King nach Winterfell kommt, stehen in der Krypta die toten Starks auf - aber das ist weniger schlimm als erwartet. Sansa muss nicht gegen ihre tote Mutter oder ihren toten Vater kämpfen.

Auch Jorah Mormont stirbt. So, wie er es sich wahrscheinlich gewünscht hat: in den Armen seiner geliebten Drachenkönigin, die er zuvor noch einmal beschützen konnte.

Theons Tod ist der tragischste. Vor der Schlacht sagt ihm Bran, den er einst ja betrogen hat, dass er nun "Daheim" und das dies nun die Erfüllung seines Schicksals sei. Als der Night King und seine White Walker zum Weirwood Tree kommen, um ihn zu holen, bedankt sich Bran noch einmal: "You're a good man". Theon stirbt als guter Mann, indem er seine zweite Familie verteidigt.

"Not today"

Auch Beric Dondarrion tut eine letzte gute Tat. Er bewahrt Arya vor dem Tod. Es ist auch Arya, bei der Melisandre ihre letzte Aufgabe erledigt: nämlich sie daran zu erinnern, was sie dem Tod sagen solle: "Not today."

Sieben Staffeln lang hat Arya gekämpft, hat sich zur Profi-Killerin ausbilden lassen. Ich habe mich immer gefragt, wen sie am Ende töten würde. Nun steht die Antwort fest: Arya ist es, die dem Night King ihren Dolch in den Leib rammt.

(c) HBO

Ich hatte damit gerechnet, dass Jon die White Walker besiegen würde, oder Daenerys mit ihren Drachen (aber Drachenfeuer kann dem Night King nichts anhaben), vielleicht auch Bran mittels seiner Gedanken. Aber die frisch entjungferte Teenagerin Arya? Wie cool! Das ist ebenso überraschend wie der Tod des Herrschers über die Toten selbst.

Was kommt jetzt?

Nur: was kommt jetzt? Geht es in den verbleibenden drei Folgen um den Kampf um den Eisernen Thron? (Daenerys hat beinahe ihr gesamtes Heer verloren, nicht aber ihre Drachen). Wird der Night King in der einen oder anderen Form auferstehen? Schließlich wird mehrfach betont, dass er der Tod sei - und: "You can't beat death" ...

Eine Bitte, bevor es weitergeht: Verbrennt all eure Toten!

Auffälliges:

  • Wieso ist der Night King immer so geil drauf, Jon zu zeigen, wie cool er Tote erwecken kann? Die Szene war fast gleich wie die in "Hardhome"
  • Wird jemand Melisandres Kette finden und anlegen?

Zitate der Woche:

  • Varys: "At least we're already in a crypt."
  • Sansa zu Tyrion: „It wouldn’t work between us."
  • Tyrion: "Why not?"
  • Sansa: "The Dragon Queen. Our divided loyalties would become a problem."
  • Missandei: "Yes, without the Dragon Queen there’d be no problem at all. We’d all be dead already."
  • Arya zitiert Jon, als sie Sansa einen Dragonglass-Dolch gibt: "Stick them with the pointy end."

Überraschende Überlebende:

  • Grey Worm. Auf ihn hätte ich fast Geld gesetzt
  • Ghost mutmaßlich (wird er in der Serie noch jemals eine Rolle spielen?)

>> „Die Presse“ bloggt zu jeder Folge der neuen Staffel:  DiePresse.com/gameofthrones

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