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AFTER PASSION ist die neue Nummer 1 in den Kinocharts
AFTER PASSION ist die neue Nummer 1 in den KinochartsConstantin Film
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Wie Teenager-Filme in Hollywood versuchen, mit der Zeit zu gehen.

Es gibt da diese Szene in der höchst erfolgreichen Bestseller-Verfilmung „After Passion", die derzeit im Kino läuft. Zwei vordergründig ungleiche Teenager, Hardin und Tessa, kommen einander spektakulär näher ("Ich will dich jetzt sofort") und landen im Bett. Bevor es zur Sache geht, fragt Hardin, ob Tessa auch wirklich will. Sie nickt zunächst, wartet zwei, drei Sekunden und sagt dann auch noch „ja". Doppelte Zustimmung also. Er packt ein Kondom aus und los geht's. Dann vergewissert er sich ein weiteres Mal und fragt: „Soll ich aufhören?" Sie verneint, gibt ihm aber ein paar Anweisungen.

Wäre eine solche Szene noch vor ein paar Jahren denkbar gewesen? In vergleichbaren Genre-Peinlichkeiten wie „Eine wie Keine", „Den Einen oder Keinen" oder „Nur mit dir", in denen Geschlechterbilder transportiert werden, neben denen „Fifty Shades of Grey" wie ein Manifest für Gleichberechtigung und Selbstbestimmung wirkt?

Auch sonst enthält "After Passion" Elemente, die durchaus untypisch sind für diese Art von Film. Tessas Mutter etwa ist eine alleinerziehende, erfolgreiche Frau, der Bildung über alles geht. Und Hardins Vater ein trockener Alkoholiker frei von Stereotypen, der einen starken Eindruck hinterlässt, obwohl er nur wenige Minuten zu sehen ist.

Haben also die Diskriminierungs-Debatten der vergangenen Jahre nachhaltig gefruchtet? Schafft es Hollywood, über seinen Schatten zu springen? Nicht wirklich. Denn trotz dieser, nennen wir sie, Fortschritte werden sich manche Dinge wohl nie ändern.

So ist das lesbische Mädchen im Film immer noch die schräge, tätowierte und ständig kiffende Mitbewohnerin von Tessa. Und der Farbige ihr stets gut gelaunter und hilfsbereiter Uni-Kumpel, der nur für andere zu leben scheint. Er räumt sogar auf, als Hardin ausflippt und die Küche demoliert. Was er in seinem Haus zu suchen hat? Er ist sein Stiefbruder und wohnt bei ihm. Deswegen ist er auch immer da, wenn man ihn braucht. Kluger Schachzug von den Autoren. Soweit kommt's noch, dass man sich für den „schwarzen besten Freund" eine eigene Familiengeschichte überlegen muss.

E-Mails an: koeksal.baltaci@diepresse.com

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