Kolumne

Warum muss der Neue den Alten schlecht machen?

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Führungsfehler: Chef, wir müssen in die Cloud, hatte der IT-Mann oft gesagt. Lassen Sie mich zufrieden, war die Antwort. Jedes Mal.

Der IT-Mann hatte die IT der Kanzlei aufgebaut. Damals, als die noch ganz klein war. Erst drei PCs, dann zehn, dann 50.

Wir müssen in die Cloud, hatte er dem Anwalt oft gesagt. Lassen Sie mich zufrieden, hatte der immer geantwortet. Er wusste nicht, was die „Cloud“ war. Es interessierte ihn auch nicht. Er war Jurist.

Der IT-Mann improvisierte also. Hauptsache, das System funktionierte. 

Bis der Chef zufällig den CEO einer Hard- und Softwarekette kennenlernte. Auf den Malediven war das, sehr relaxt. Der Hard- und Softeware-CEO witterte sofort das Geschäft. Meine Güte, wie old style ist das denn!, rief er, nachdem er den Anwalt zu seiner IT ausgefragt hatte. Er würde ihn sofort nach seiner Rückkehr von seinem besten Berater besuchen lassen.

Auch der schlug entgeistert die Hände über dem Kopf zusammen. Altmodisch, Krücke, Traktor, das waren noch harmlose Kommentare. In Wahrheit kannte er bloß die Hardware nicht, weil sie von einem anderen Hersteller kam und er selbst erst zwei Jahre im Geschäft war. Und er durchschaute nicht die Tricks, mit denen der IT-Mann das System auf Stand gehalten hatte.

90.000 Euro und drei verschlissene IT-Männer später arbeitete das neue System noch immer nicht. Die Mitarbeiter der Kanzlei verzweifelten. Nichts funktionierte mehr. Sie konnten aber auch niemanden fragen. Support bot der Hard- und Softwareanbieter nicht.

Der frühere IT-Mann war auch nicht mehr erreichbar. Ihn hatte man mit Schimpf und Schande vor die Tür gesetzt. Er weigerte sich, die Kanzlei noch einmal zu betreten.

Wie die Geschichte ausging, wissen wir nicht. Sie dauert noch an. Und sie beleuchtet eine nachvollziehbare, aber schädliche Gepflogenheit im Verkauf: das Alte schlecht zu machen. Und selbst besser dazustehen, eh klar.

Was hier längst nicht mehr der Fall ist.

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