Russischer Staatskonzern will Christian Kern als Aufsichtsrat

Die Presse/Fabry
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Der Ex-Kanzler ist angeblich Kandidat für den Einzug in das Kontrollgremium des landesweit größten Unternehmens.

Auf Christian Kern wartet ein großer Posten in Russland. Österreichs Ex-Kanzler (SPÖ) könnte in den Direktoriumsrat – vergleichbar unserem Aufsichtsrat – der Staatlichen Russischen Eisenbahnen (RZhD) einziehen. Darüber berichteten gestern Abend gleich zwei russische Medien unabhängig voneinander. Die führende Wirtschaftszeitung „Wedomosti“ beruft sich dabei auf einen Insider, der mit der Vorbereitung der Kandidatenliste vertraut ist. Die Nachrichtenagentur Interfax wiederum beruft sich in ihrem Bericht auf eigene Quellen. Die Russischen Eisenbahnen selbst wollten die Angelegenheit nicht kommentieren. Ebenso die Moskauer Managementschule Skolkovo, deren Co-Vorsitzender Arkadi Dworkowitsch, seines Zeichens Ex-Vizepremierminister, als derzeitiger RZhD-Aufsichtsrat angeblich von Kern abgelöst werden soll. Kern selbst war heute für eine Stellungnahme der „Presse“ gegenüber telefonisch nicht erreichbar.

Russische Medien streichen in ihren Berichten Kerns Teilnahme am Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg 2017 hervor, wo er sich als Gast von Kremlchef Wladimir Putin für eine möglichst schnelle Lösung des Problems der westlichen Sanktionen gegen Russland und mehr Kooperation aussprach.

Die Russischen Eisenbahnen haben über 700.000 Mitarbeiter. Die Honorare für die zwölf Aufsichtsratsmitglieder betrugen 2018 insgesamt übrigens 51,8 Millionen Rubel (718.000 Euro).

Kern wäre nicht der erste österreichische Ex-Politiker, der in Russland anheuert. Anfang März wurde bekannt, dass  der frühere Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) im Juni in das zwölfköpfige globale "Board of Directors" von Russlands zweitgrößtem und privatem Ölkonzerns Lukoil einziehen wird. Seit 2018 ist Schüssel übrigens auch Aufsichtsrat des privaten russlandweit größten Mobilfunkanbieters MTS.

Ex-Finanzminister Hans Jörg Schelling wiederum, der demnächst in den Aufsichtsrat der heimischen Staatsholding Öbag einziehen soll, ist seit dem Vorjahr Berater für das umstrittene Gazprom-Pipelineprojekt Nord Stream 2.

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