Solidarität und die Kirche im Dorf: Armin Wolf und die Medien

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Symbolbild(c) Getty Images (Thomas Kronsteiner)
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Nun berichtet auch die ARD über den Umgang der FPÖ mit Medien in Österreich. Und Wolf selbst sagt, seine Art der Interviewführung wäre bei der BBC „bloß ein Kindergeburtstag".

"Es lohnt sich, in diesen Tage nach Österreich zu schauen". Diese Worte stammen von einem ARD-Kommentator, seine Meinung spiegelt sich aber in der deutschen Medienlandschaft allerorts wider. Über "Das irre Ösi-Theater" schrieb die "Bild"-Zeitung, die "Süddeutsche" beschäftigte sich ebenso wie die "Faz" oder die "Welt" mit der heimischen Innenpolitik. Dabei geht es immer wieder um Armin Wolf - und um die Pressefreiheit.

Man wolle den ORF-Journalisten zum Teufel jagen, weil er getan habe, was sein Job von ihm verlange. "Was wir in Österreich gerade erleben, ist ein kühl kalkulierter Frontalangriff einer Regierungspartei auf die Pressefreiheit und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt. Und deshalb muss Armin Wolf die Solidarität aller Demokraten gelten, auch aus Deutschland", hieß es im Kommentar der ARD-"Tagesthemen" am Mittwoch. Die Pressefreiheit sei in Gefahr.

Mahnende Worte kamen am Donnerstag auch von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, mit dem Tag der Pressefreiheit als Anlass konnte er allgemein bleiben: "Wir wollen und müssen wissen, was bei uns, in Europa und der Welt los ist. Und die Berichterstattung darüber darf, nein, sie soll sogar auch kritisch sein. Verboten ist nicht Kritik, sondern jeder Versuch politischer Zensur".

Dass die FPÖ solche Versuche unternimmt, ist derzeit sichtbarer denn je. Der Bilderstreit im "ZiB 2"-Gespräch von Armin Wolf mit FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky brachte die offene Forderung nach Folgen für den Interviewer in die Wohnzimmer. Seitdem äußerten sich viele dazu, in den österreichischen und dann auch den deutschsprachigen Medien.

Wolf: „Journalisten werden persönlich angeklagt"

Und wie sieht Armin Wolf nun die damit mitschwingende Frage nach der Pressefreiheit? Ist sie in Österreich und Europa gefährdet? Wolf plädiert in der deutschen "Welt" dafür, die Kirche im Dorf zu lassen, denn "in Österreich werden Journalisten weder körperlich bedroht noch eingesperrt oder verfolgt. Was aber passiert, ist, dass Journalisten persönlich angeklagt werden und nicht die Medien, für die sie schreiben, dass man sie in Interviews öffentlich bedroht und kritischen Medien großflächig Inserate streicht."

Seine Kritiker nimmt er nicht sehr ernst, wenn er um (zu) harte Fragen geht: "Wer immer mich als 'inquisitorischen Frager' bezeichnet, soll bitte nachlesen, was die Inquisition war. Was ich mache, polarisiert, doch meine Art der Interviewführung wäre bei der BBC bloß ein Kindergeburtstag. Genauso den Vorwurf, er sei 'links-links': Der komme nur von Personen sehr weit rechts, glaubt er. "Wahrscheinlich stehe ich, wie die meisten Österreicher, links von der FPÖ. Über meinen konkreten Standpunkt sagt das allerdings sehr wenig aus."

"Eben keine Frage von links oder rechts"

Trotzdem freut sich Wolf am meisten, wenn Solidaritätsbekundungen von bürgerlichen Medien kommen. Weil das zeige, dass die Attacken der vergangenen Tage "eben keine Frage von links oder rechts sind, sondern Attacken auf kritischen Journalismus". Dass der Wolf nicht nur vor der Kamera, sondern auch über die sozialen Medien viele Fragen stellt und beantwortet, lässt die "Welt" auch eine spitze Frage stellen: Brauche Wolf diese "zweite Öffentlichkeit" als flankierendes Fundament? Die Antwort hat Wolf wohl schon oft gegeben: Gerade die populären sozialen Medien solle man nicht nur Verschwörungstheoretikern, Propagandisten und Politikern überlassen.

Zur Frage zum Umgang mit den Medien hatten übrigens auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) am Mittwoch kurz Stellung genommen. Kurz sagte, er sei mit der Situation "nicht glücklich" und betonte, Drohungen gegenüber Journalisten hätten "absolut keinen Platz". Strache bezeichnete es als "schade, dass sich die Konfliktsituation so aufgeschaukelt hat". Die beiden Politiker übten aber zugleich Medienkritik: Kurz sagte, dass Journalisten mit abweichenden Meinungen in sozialen Medien vom Mainstream "niedergemetzelt" würden. Strache meinte, dass „auch Journalisten Kritik aushalten müssen". Doch gibt es nicht eine recht große Kluft zwischen Kritik an einem Journalisten und der Forderung, ihn von seinem Posten zu entfernen? Interessant wäre, ob die Diskussion darüber auch innerhalb der FPÖ geführt wird.

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