BMW verstaatlichen? Der Fall eines Jungsozialisten

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Die deutsche SPD-Nachwuchshoffnung Kevin Kühnert denkt über die Kollektivierung von BMW nach – und wird danach von einer Empörungswelle überrollt.

Berlin.Wenn Kevin Kühnert, meist in Jeans und Kapuzenpulli, zum Redepult schreitet, dann macht sich in der Parteispitze Nervosität breit.Mit Verve redet der Chef der Jusos, also des SPD-Parteinachwuchses, gegendie Große Koalition an. An der Basis fliegen ihm dann die Herzen zu. Längst ist der 29-jährige Politikwissenschaftstudent zum informellen Anführer des No-GroKo-Lagers in der SPD aufgestiegen und zu einem der wenigen Hoffnungsträger der Sozialdemokraten.

Und dann gab Kühnert der „Zeit“ ein Interview. Darin träumt er von Kollektivierungen. Denn anders sei der Kapitalismus nicht zu überwinden. Als Beispiel dient der Autobauer BMW. „Mir ist weniger wichtig, ob am Ende auf dem Klingelschild von BMW ,staatlicher Automobilbetrieb‘ steht oder ,genossenschaftlicher Automobilbetrieb‘ oder ob das Kollektiv entscheidet, dass es BMW in dieser Form nicht mehr braucht.“ Die Verteilung der Profite müsse jedenfalls demokratisch kontrolliert werden.

Auf Kühnerts Traum von der Kollektivierung folgte ein kollektiver Aufschrei. „Was hat der geraucht?“, fragte auch Parteifreund Johannes Kahrs, der Chef des pragmatischen Seeheimer Kreis in der SPD. Parteigeneralsekretär Lars Klingbeil ging gleichfalls auf Distanz, mahnte aber zu „mehr Gelassenheit“.

Es gehört zwar zur DNA der Jusos, also der Jungsozialisten, sich ganz links in der SPD zu positionieren. Bloß war Kühnert über die Rolle des Nachwuchschefs schon hinausgewachsen. An der Parteispitze nahm man ihn ernst, sehr ernst. Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles, einst selbst Juso-Chefin soll ihm vergeblich die Spitzenkandidatur für die EU-Wahl angeboten haben. Es war wohl auch der Versuch, ihn zu entschärfen. Er sagte ab. Vielleicht, weil er auf mehr schielte.

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