In Prag wird gerade „Freud“ gedreht, die erste Zusammenarbeit von ORF und Netflix. Sie wird wohl ein größeres Publikum erreichen als jede österreichische Serie bisher. Die „Presse“ besuchte die Dreharbeiten und stieg hinab in den Psychiatriekeller.
Ein stockdunkler, feuchter Gang führt hinab in den Keller. Erst ganz unten lässt schwaches Scheinwerferlicht einen Blick zu: Wasserlachen, Staub, dicke Kabelstränge – und ein weißes Blatt, das jemand auf einen Mauervorsprung geklebt hat: „Set“. Der Wegweiser führt tiefer ins unterirdische Gemäuer, durch niedrige Tunnel, schließlich in eine vergitterte Zelle. „Bitteschön, ihr könnt euch da gern reinsetzen“, sagt Verena Wagner und zeigt auf einen dunklen Holzkasten. Im Grunde sei das eine Art Wärmekabine, erklärt sie, in solche wurden psychiatrische Patienten im 19. Jahrhundert zum Schwitzen hineingesetzt, so dass nur der Kopf durch ein Loch herausschaute. Die Gasrohre an diesem Exemplar sind freilich Attrappen, das Holz bedecke auch „kein echter Grind“, sagt Wagner – doch der Eindruck reicht: Probesitzen will hier von den eingeladenen Journalisten lieber keiner.
Der Kasten ist eines der vielen Objekte, die Szenenbildnerin Verena Wagner mit ihrem rund 60 Mitarbeiter umfassenden Team nach historischem Vorbild gebaut hat – für eine Produktion, die, wie es aussieht, die bislang am weitesten verbreitete österreichische Serie werden wird: „Freud“, eine, so Regisseur Marvin Kren („4 Blocks“), „düstere Reise ins Unbewusste“, wird derzeit in Prag gedreht. Im Frühling 2020 sollen die acht Folgen erscheinen, erst im ORF, dann auf Netflix, synchronisiert in zehn Sprachen, untertitelt in 30 Sprachen. Es ist die erste Zusammenarbeit zwischen dem Öffentlich-Rechtlichen und dem Streamingdienst.