Cristina Celestino: Eine Frage der Balance

Streifenweise. „Back Home“ heißt die Kollektion, die Fendi
Streifenweise. „Back Home“ heißt die Kollektion, die Fendi (c) Omar Sartor
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Cristina Celestino mischt für ihre neue Kollektion von Fendi Casa die Verhältnisse neu: jene von Materialien, Farben und grafischen Mustern.

Manche Momente im Leben sind ein wenig überrepräsentiert: in der Werbung, in der Belle­tristik, in Liedertexten. Das Nach-Hause-Kommen gehört dazu. Obwohl es in einer Welt, die voll ist von Räumen, mit Dach oder ohne, gar nicht so leicht ist, das Gefühl zu triggern. Cristina Celestino, Architektin und Designerin, versucht es zumindest. Mit ihrer Kollektion, die den Moment, wenn die Welt außerhalb des Zuhauses abfällt von einem, schon im Namen beschwört: „Back Home" präsentierte Fendi Casa während des diesjährigen Salone del Mobile in Mailand. Ein Ensemble aus Möbelstücken, das zeigt, dass Dinge auch als emotionale Anker funktionieren, als sichere Häfen von Werten und Haltungen. Während uns die Digitalisierung und andere Wellen vor der Haustür durch den Alltag treiben. Cristina Celestino sind da für Fendi Casa ein paar gestalterische Manöver eingefallen, um die Schnelligkeit des Lebens auszubremsen.

Schmuckstück. Der Fauteuil „Tivoli“ lädt zum Sitzen wie auf einer Schmuckschatulle.
Schmuckstück. Der Fauteuil „Tivoli“ lädt zum Sitzen wie auf einer Schmuckschatulle.(c) Beigestellt

Neue Mischverhältnisse. Einhaken, auch das sieht Celestino als ihre gestalterische Aufgabe, wenn sie das „Zuhause"-Gefühl triggert. Referenzen legen also. In die Vergangenheit. Und in der Gegenwart dafür in alle Richtungen, aus denen man vertraute Bilder und Erfahrungen nach Hause holen kann. Ein Motiv hat Celestino für ihre Möbel diesmal besonders forciert: die Streifen, das „Pequin"-Muster, das inzwischen ikonisch für Fendi steht. In die Räume und seine Oberflächen hat es die Designerin ausgelegt. Aber auch, um es dabei neu abzumischen, im Verhältnis mit organisch geschwungenen Linien. Denn die Mischung ist es auch, von Materialien und Farben zumal, die sich als Leitlinie gestalterisch durch die Möbelentwürfe zieht. „Es geht bei dieser Kollektion tatsächlich viel um den Mix. Von unterschiedlichen Texturen unter anderem, wenn etwa auf dem Sofa verschiedene Lederarten zusammenkommen."

Kreise. Die „Effe“- Beistell­tische legen eine Referenz zu einer Zeichnung Karl Lagerfelds.
Kreise. Die „Effe“- Beistell­tische legen eine Referenz zu einer Zeichnung Karl Lagerfelds.(c) Beigestellt

Aber auch das Mischungsverhältnis der Farben sei wichtig, meint Celestino, um das Gefühl von „Back Home" atmosphärisch auzutarieren. Dazu kommt: „Mein genereller Zugang, den ich etwa auch bei mir zuhause pflege: das Verhältnis von Referenzen in die Vergangenheit und Neuem." Selbst Fendi stehe ja gewisserweise für eine Mischung: „Aus zeitgemäßen ästhetischen Werten und einer visuellen Sprache, die man aus dem Erbe der Vergangenheit schöpft."

Übergänge. Zuhause ist auch der Ort, an dem die eine Welt in die andere übergeht. Auch diesen Gedanken greift Celestino auf, die schon im Jahr 2016 mit dem Projekt „Happy Room" für die Design Miami mit Fendi kooperiert hat. „Beim Design geht es auch immer darum, welche Werte man den Dingen mitgeben kann. Und natürlich um die Kreativität, die man mit verarbeitet, sowie um die Geschichte dahinter", meint Celestino. Ein Teil des Plots der Installation, die Fendi in Mailand während der Designwoche zeigte, war schließlich auch dieser: die Neuinterpretation eines antiken römischen architektonischen Prinzips – das sanfte Fließen von außen nach innen. „‚Back Home‘ bedeutet für mich auch genau das. So wie es die römische Architektur gepflegt hat."

Aber die Dinge und die Räume müssen ihren narrativen Kern auch nicht gleich deklarieren. Manche Referenzen in kulturelle Zusammenhänge dürfen sich gern auch beim zweiten Mal erschließen. Wie auch jene an Karl Lagerfeld, an ein grafisches Motiv, das er im Jahr 1983 kreiert hat und das jetzt in der „Back Home"-Kollektion auch in Form von Beistelltischen und einem Teppich Gestalt annimmt. „Ich arbeite viel mit Streifen in dieser Kollektion. Aber mir fehlte noch eine organische Linie. Da stolperte ich im Fendi-Archiv zufällig über eine Zeichnung von Karl Lagerfeld, die eine Rose zeigt", erzählt Celestino. Und diese Zeichnung geriet zur Grundlage eines weiteren Balanceakts: die allzu offensichtliche Linearität, den Streifen geschuldet, mit organischen Linien auszugleichen.

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