Einheitliche Statistik zu Hundebissen soll kommen

Archivbild: Ein Bull Terrier, aufgenommen in Wien
Archivbild: Ein Bull Terrier, aufgenommen in WienAPA/ROBERT JAEGER
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Ministerin Hartinger-Klein lässt die „Listenhundegesetzgebung“ neu evaluieren, Hundehalter sollen Sachunterricht bekommen. Wien will allerdings „keine Aufweichungen“ der Regeln.

Eine flächendeckende Statistik zu Hundebissen soll zu einer Neubewertung der Gesetzgebung anhand so genannte Listenhunde - Hunderassen, die per Gesetz als potentiell gefährlich angesehen werden - führen. Das ist eines der Ergebnisse des zweiten von Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) durchgeführten Runden Tischs zur Hundehaltung. Gefährliche Hunde sollen künftig mittels einer standardisierten Risikoanalyse erkannt und in der Folge gekennzeichnet werden.

Eine bei der Veterinärmedizinischen Universität in Auftrag gegebene Studie zur "Mensch-Tier-Beziehung" liefert die Erkenntnis, dass eine rassespezifische Gefährlichkeit von Hunden weder wissenschaftlich erwiesen noch durch zuverlässige Beißstatistiken belegt werden kann. Deswegen stand für Hartinger-Klein bei der Präsentation der Ergebnisse am Freitag in Wien fest, dass es keine "Listenhunde" gebe und das weitverbreitete Modell der Listenhundegesetzgebung problematisch sei. "Hunde sind überwiegend ein Produkt ihrer Umwelt. Der Hundehalter steht im Vordergrund", sagte die Gesundheitsministerin.

Flächendeckende Bissstatistik

Um eine Neubewertung der Listenhundegesetzgebung durchführen zu können, ist nun eine einheitliche, flächendeckende Bissstatistik geplant. Die Bundesländer, in deren Gesetzgebungskompetenz die von Hunden ausgehende Gefahrenabwehr fällt, haben sich laut Hartinger-Klein bereit erklärt, diesbezüglich zusammenzuarbeiten. Wer für die Dokumentation der bundesweit anfallenden Hundebisse zuständig sein wird, ist noch nicht klar. Hartinger-Klein stellte eine Entscheidung noch in diesem Jahr in Aussicht. Auch müsse zuvor noch geklärt werden, was unter einem "Biss" zu verstehen ist.

Ebenfalls geplant ist ein methodisch abgesichertes Beurteilungsverfahren für Sachverständige, um die individuelle Gefährlichkeit von Hunden bestimmen zu können. Jeder auffällige Hund solle laut der Gesundheitsministerin künftig gekennzeichnet werden. Zudem stellten alle Bundesländer in Aussicht, einen Sachunterricht für Hundehalter einführen zu wollen.

"Der Hund ist zwar der beste Freund des Menschen, aber ein gewisses Grundwissen ist dennoch nötig", sagte Hartinger-Klein. Laut der in Auftrag gegebenen Studie warnen Hunde aufgrund ihres Verhaltens in bis zu 70 Prozent der Fälle Menschen vor, bevor sie zubeißen. Deswegen sei es wichtig, dass vor allem Kinder möglichst früh lernen, wie sie mit Hunden umgehen sollten, erklärte die Gesundheitsministerin.

Wien will "keine Aufweichungen" 

Die für Tierhaltung zuständige Wiener Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) betonte in einer Stellungnahme, dass Wien beim Gipfel einmal mehr klar gemacht habe, dass es "keine Aufweichungen" der strengen Regeln zur Hundehaltung in Wien geben werde: "In einer Millionenstadt gibt es schlichtweg andere Voraussetzungen als im ländlichen Raum und daher wird Wien natürlich an den bisherigen gesetzlichen Bestimmungen inklusive verpflichtendem Hundeführerschein und Maulkorbpflicht für Kampfhunde festhalten." Denn, so versicherte sie, es gehe um die Sicherheit der Menschen - und hier vor allem der Kinder.

Die mittlerweile zwei von Hartinger-Klein einberufenen "Hundegipfel" mit Experten und Ländervertretern stellen eine Reaktion auf jenen Vorfall dar, bei dem im vergangenen September ein Rottweiler einen 17 Monate alten Buben in Wien totgebissen hatte. Der Hund hatte sich von seiner alkoholisierten Besitzerin losgerissen.

(APA)

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