Warum die Blockchain aufblüht

Bitcoin (hier eine Miningfarm in Kanada) hat zwar an Wert verloren, die Blockchain-Technologie gewinnt jedoch Anwendungen.
Bitcoin (hier eine Miningfarm in Kanada) hat zwar an Wert verloren, die Blockchain-Technologie gewinnt jedoch Anwendungen.APA/AFP/LARS HAGBERG
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Mit dem Ende der Bitcoin-Blase wurde auch die dahinterstehende Blockchain-Technologie abgestempelt. Zu Unrecht, denn das Potenzial ist enorm.

Wien. Das Ende war für viele Anleger äußerst bitter, als die Bitcoin-Blase Anfang 2018 platzte. Ende Dezember 2017 touchierte der Kurs die Marke von 16.376 Dollar. Wochen später stürzte die Notierung auf rund 6500 Dollar kräftig ab. Seither sind Kryptowährungen, wie Bitcoin und Co. genannt werden, für viele Investoren in den Hintergrund getreten. Sie zählten zu den ersten – und wohl prominentesten – Anwendungen der Blockchain-Technologie, weshalb auch diese aus der öffentlichen Wahrnehmung weitgehend verschwand.

Zu Unrecht, wie sich herausstellt. Denn der Einsatz nimmt weltweit zu, womit sich die Frage stellt, was an der Technologie eigentlich so reizvoll ist. Christopher Mellor, Head of Equity Product Management bei Invesco ETF, liefert eine Antwort. Er erklärt, dass es sich bei der Blockchain um ein stetig erweiterbares Transaktionsverzeichnis handelt, bei dem alle Transaktionen miteinander – unveränderbar – verkettet und nachvollziehbar sind. Eine Eigenschaft, der offensichtlich immer mehr Unternehmen etwas abgewinnen können.

Mellor traut der Blockchain jedenfalls eine Menge Potenzial zu, und findet, dass die Technologie noch immer unterschätzt werde. Dabei machen schon jetzt vor allem Finanzdienstleister regen Gebrauch davon. Doch nicht nur. „Die Technologie wird sich auch in vielen anderen Branchen durchsetzen“, ist der Invesco-Experte überzeugt.

Österreichisches Start-up

Beispiele für den Einsatz der neuen Technologie gibt es schließlich schon genügend. Erst Mitte April lancierte etwa das oberösterreichische Unternehmen Blockpit einen virtuellen Genussschein, den sogenannten Security Token. Geldflüsse werden dabei mittels der Kryptowährung Ethereum abgewickelt. Blockpit selbst bietet wiederum eine Berechnungshilfe für Steuerabgaben auf Spekulationsgewinne aus dem Geschäft mit Kryptowährungen an.

Und vor etwas mehr als einem Jahr emittierte der heimische Energieversorger Verbund den ersten grünen Schuldschein über eine blockchainfähige Emissionsplattform.

Freilich, auch weltweit gibt es zahlreiche Beispiele. Vor wenigen Wochen gab der deutsche Autokonzern Volkswagen bekannt, seine Rohstofflieferkette künftig mittels einer Blockchain-Plattform, die vom US-Technologieriesen IBM entwickelt wurde, zu überwachen. Währenddessen bietet der US-Chiphersteller AMD spezielle Prozessortechnologien für die Abwicklung von Blockchain-Transaktionen an. Auch der Softwareriese Microsoft mischt bei der Technologie mit: Daten, die mittels der Blockchain gesammelt werden, können auf der Microsoft-Cloud (ein virtueller Datenspeicher) bearbeitet werden.

Letztere Unternehmen zählen im Übrigen auch zu jenen, auf die zum Beispiel zwei börsegehandelte Indexfonds, sogenannte ETFs (Exchange Traded Funds), setzen. ETFs bilden lediglich die Wertentwicklung eines Index spesengünstig ab, ohne dass dabei Fondsmanager aktive Investmententscheidungen treffen. Im Kern vereinen ETFs die Vorteile von Aktien und Fonds in einem Produkt.

Kurse können stark schwanken

Besonders breit aufgestellt ist der First Trust Index 100 ETF, der 100 Titel umfasst. Dazu zählen etwa auch das US-Consulting-Unternehmen Accenture sowie der deutsche Software-Spezialist SAP. Etwas enger gefasst ist hingegen der Invesco-ETF. Im zugrunde liegenden Index sind 48 Titel enthalten. Die größte Gewichtung entfällt auf GMO Internet aus Japan, gefolgt von Global Unichip und Taiwan Semiconductor.

Noch weniger Titel umfasst das Blockchain-Zertifikat der Bank Vontobel mit 20 Aktien. Hier hat Microsoft die größte Gewichtung, gefolgt von Facebook und Paypal.

Anleger sollten beachten, dass die Technologie trotz des starken Wachstums relativ jung ist. Die Kurse der Investmentprodukte können daher kräftig schwanken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2019)

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