„Die Niere“ spendet Paaren keinen Trost

KAMMERSPIELE: DIE NIERE
KAMMERSPIELE: DIE NIEREAPA/ASTRID KNIE
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In den Kammerspielen inszenierte Folke Braband das Stück von Stefan Vögel flott und mit tollem Ensemble.

Wie soll man reagieren, wenn einem der Partner eröffnet, dass er/sie eine Organspende braucht? Genauer gesagt: Deine Niere ist gefragt, und zwar recht bald, weil sonst die Dialyse droht! Stefan Vögel hat ein intelligentes und amüsantes „well made play“ zu diesem Thema geschrieben, das am Donnerstag in den Kammerspielen des Theaters in der Josefstadt seine österreichische Erstaufführung hatte.

Unter der flotten Regie Folke Brabands tobte sich ein Quartett exzellenter Darsteller aus, denn nicht nur das betroffene, sondern auch noch ein befreundetes Ehepaar ist in diese existenzielle Frage eingebunden, die in knapp 80 pausenlosen Minuten mit überraschenden Wendungen abgehandelt wird. Herzlicher Applaus am Ende zu diesem heiteren Spiel über ein ernstes Thema.

Jazzige Musik ist in der schicken, kühl eingerichteten Wohnung (Bühnenbild und Kostüme: Stephan Dietrich) zu hören, in der das Modell eines modischen gläsernen Wolkenkratzers im Mittelpunkt steht. Arnold, der Architekt, fläzt sich auf seinen Eames Lounge Chair, betrachtet wohlgefällig das eigene Projekt. Heute Abend will er dafür gefeiert werden. Stattdessen platzt seine Ehefrau, Kathrin, mit der Hiobsbotschaft der kaputten Niere herein. Martin Niedermair und Martina Stilp spielen dieses Bobo-Paar lebensecht. Er ist eher selbstverliebt als verliebt, beide sind stets fordernd und, wenn an der Oberfläche gekratzt wird, aggressiv. Da dient schon bald eine große Pfeffermühle als stilisiertes Gewehr.

Eine Apothekerin mit Geheimnissen

Pilar Aguilera und Oliver Huether als befreundetes Paar komplettieren dieses Sittenbild: Sie spielt raffiniert und doch auch erdig eine Apothekerin, die bei aller Höflichkeit ihre Geheimnisse hat. Er gibt großartig simpel den Menschenfreund. Der würde doch selbstverständlich eine Niere opfern! Oder? Wem soll man hier trauen? Ohne zu viel zu verraten: Es wird von Anfang an falsch gespielt. Das Ende aber naht rasch und gnadenlos. Wenn das Vertrauen verloren geht, kann eine solche Affäre schon an die Nieren gehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.05.2019)

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