Unter 20 Euro im Dirt Water

Dirt Water
Dirt Water(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Eine NGO, die nicht auf der Straße um Spenden bitten will, eröffnet einfach ein Café dafür. Lustige Idee, nicht? Nun, im Dirt Water versucht man genau das.

Sagen wir so, es ist ein Grenzfall. Dass ein Lokal wie das Dirt Water im Rahmen einer Gastrokolumne besprochen wird, nämlich. Denn das eigentlich Interessante ist ja, dass das Ecklokal im siebenten Bezirk ein sogenanntes NGO-Café ist. Dahinter steckt die Organisation Wasser für die Welt, die im Café auch ihr Büro betreibt. Und die mit den Erlösen Projekte in Kambodscha finanzieren will, also den Bau von Zisternen, die der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser bringen sollen. Daher rührt auch der auf den ersten Blick seltsame Name des Lokals.

Von der Gestaltung her lässt sich das nicht gleich erkennen, es sieht aus wie – zugespitzt – in so ziemlich jeder Neueröffnung: Ein paar Tische, ein paar unterschiedliche Sessel, eine Bar mit viel Holz und von der Decke hängen die unvermeidlichen Leuchtkörper mit den dicken Glühfäden. Und dann ist da noch eine kleine Theke – natürlich gebaut aus Europaletten –, wo man sich ein paar Informationen über die Ziele der NGO besorgen oder Fotos von Projekten auf einem Tablet anschauen kann.

Erfahrung in der Gastronomie? Nun, die muss man sich hier erst erarbeiten. Bei der Frage, was es zu essen gibt (auf der Karte stehen nur Getränke), kommt die Info über den Tageseintopf – etwa eine ansprechende Kürbiscremesuppe (4,80 Euro), die man sich von Franz Schneiders Imbiss in der Stumpergasse liefern lässt. Dass es auch Sandwiches namens Pulled Beef und Pulled Jack (zwölf Euro) mit Gemüse und einer Sauce aus Jackfruit gibt, muss man wohl schon selbst wissen. Dafür erfährt man sehr viel über die Organisation und ihre Projekte. Und kann sich bei einem Getränk oder einem Imbiss über das Thema Wasserversorgung in Kambodscha informieren. Vielleicht schaut dann ja, so das Kalkül, der eine oder andere neue Unterstützer heraus. Aber will man einfach nur auf ein (selbst gemachtes, nicht geliefertes) Frühstück, einen Snack oder einen Kaffee gehen, sollte das auch möglich sein. Auch ohne dass man am Ende einen Dauerauftrag von seinem Konto eingerichtet hat.

Dirt Water: Kandlg. 35, 1070 Wien, ✆ 0660/640 16 10, Di–Mi: 8–23, Do: 8–23, Fr–Sa: 8–1, So: 9–20 Uhr

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2019)

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