Durch die Karfreitagsdebatte sei „viel Vertrauen verspielt worden“, das nun wiederhergestellt werden müsse.
Wien. Der am Samstagabend zum künftigen Bischof der evangelischen Kirche gewählte Michael Chalupka will das Vertrauen zwischen seiner Kirche und der Bundesregierung wiederherstellen. Derlangjährige Diakoniedirektor, der im September die Nachfolge von Michael Bünker antreten wird, sagte nach seiner Wahl, es sei in der Debatte um den Karfreitag „viel Vertrauen verspielt“ worden.
„Ich erwarte mir – und bin auch gesprächsbereit –, dass hier auch ein Zeichen vonseiten der Bundesregierung gesetzt wird, dass wieder Vertrauen hergestellt wird. Wir können die unsäglichen Aussagen hinter uns lassen“, man müsse aber wieder dorthinzurückkommen, wo man vor der Debatte rund um den Karfreitagsfeiertag war. Der 58-Jährige erinnerte an die Worte des ehemaligen Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger, der gesagt hatte, die evangelische Kirche sei „ein wichtiger Teil der österreichischen Gesellschaft“.
Chalupka: „Das war ein Wendepunkt, etwas, worauf diese Kirche Jahrhunderte gewartet hat, und das scheint ein bisschen infrage gestellt. Das würden wir gern wieder hören – und am liebsten ein Zeichen sehen. Wie das aussehen könnte, das ist Aufgabe der Bundesregierung.“
Auch wenn die evangelische Kirche zahlenmäßig eine Minderheit darstelle, so müsse sie ernst genommen werden: „Drei bis vier Prozent ist in Prozenten wenig, aber doch eineinhalbmal Graz. Man könnte ja auch nicht sagen, alle Grazer sind uns wurscht.“
Zu Beginn seiner Amtsperiode werde es allererstes Ziel sein, „möglichst viel zuzuhören, möglichst viel zu sehen von dieser Vielfalt, die unsere Kirche ausmacht. Das ist das Schöne, manchmal auch das Schwierige.“ Denn es gebe viele Strömungen, „die ein buntes Bild der Vielfalt ergeben“. Dies sei aber auch „ein Zeichen, dass Vielfalt lebbar ist und in Einheit doch ausgehalten und gefeiert werden kann“, so Chalupka.
Wahl nach zwölf Durchgängen
Der 58-Jährige war am Samstagabend nach zwölf Wahlgängen gewählt worden. Drei Bewerbungen um das höchste Amt der evangelischen Kirche waren eingegangen.
Neben dem von Anfang an favorisierten Chalupka trauten sich die Bünker-Nachfolge auch Kärntens Superintendent, Manfred Sauer, und Pfarrer Andreas Hochmeir aus Oberösterreich zu, der sich als Kandidat der Mitte positioniert hatte.
Sauer gab nach dem sechsten Durchgang auf. Im zwölften Wahlgang schaffte es Chalupka, der sich über Jahrzehnte als Sozialexperte profiliert hatte, die notwendige Zweidrittelmehrheit zu erzielen – er bekam 47 von 62 abgegebenen Stimmen. (APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2019)