„Medea“: Ein Opern-Mythos landet in der Sackgasse

Brigitte Geller als Médée.
Brigitte Geller als Médée.(c) Landestheater Linz/Reinhard Winkler
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Linzer Musiktheater. Der Versuch, Cherubinis „Medea“ in ein modernes Großraumbüro zu transferieren, scheiterte.

Musik macht angeblich alles besser – sie übersetzt, verführt, überhöht die simpelste Dreiecksstory – und bleibt dennoch ein Rätsel. Luigi Cherubini, beinahe schon selbst eine mythische Gestalt: Am Mythos einer geheimnisvollen Frauengestalt reibt sich seine klangmassive, dramatisch geschärfte Musik. Die italienische „Medea“ hat zur französischen Urgestalt der „Médée“ zurückgefunden und präsentiert sich nun in Linz als ein Jahrmarkt der Plattitüden. Das sogenannte Regietheater hat wieder erbarmungslos zugeschlagen: Medea als macht- und geldgieriges Businessweib im obersten Stockwerk der New Yorker Bankenwelt. Zorn, Rachsucht, Verletzungen und Gräueltaten bis zum Mord an den eigenen Kindern sowie (gespielter?) Wahnsinn werden dadurch weder verständlicher, geschweige denn theatralisch greifbarer.

Doch die Linzer Koproduktion mit Nizza und Erfurt versucht musikalisch einiges gut zu machen und versicherte sich der Kompetenz des Dirigenten Bruno Weil, der früher bei Eberhard Waechter an der Volksoper den Da-Ponte-Zyklus betreute, ehe sich seine Wiener Karriere in den Katakomben der Staatsoper verlor. Mit den bemerkenswerten Kapazitäten des Bruckner Orchesters und des Landestheater-Chores erreicht Weil die dramatische Zuspitzung einer Tragödie, die es einem kalt über den Rücken laufen lässt.

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