Ein unverdorbener „Macbeth“ in der Staatsoper

(c) Wiener Staatsoper/Michael Pöhn
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Der kultivierte George Petean traf auf die ungezügelte Tatiana Serjan.

Blutwolken und Rauchschwaden waberten über der Betonburg – und wie gegen Ende des Vorspiels die Klarinette in ausdrucksvoll suchenden Sechzehnteln voran ins Seelen- und Bühnendunkel von Verdis „Macbeth“ tappte, schien ein schönes Versprechen für den Abend. Doch dieses blieb uneingelöst: Da konnte James Conlon mit noch so deutlicher Zeichengebung und frischen Tempi die Lebensgeister zu wecken versuchen, es blieben Irritationen: schleppende Hexen, wackelnde Akkorde, auseinanderstrebende Begleitrhythmen.

Stimmliebhaber konnten sich am Macbeth schadlos halten. George Petean ist das Gegenteil eines vom Bühnenalltag verdorbenen Baritons, der seinen Erfolg mit Protzgesten sucht und auch bei lyrischen Arien den Schlusston noch applaustreibend anschwellen lässt. Mag sein Macbeth auch herrisch zu den Waffen rufen, er hat doch seine Niederlage längst erkannt – und besiegelt sie mit fein schattierter Vortragskunst in resignativ ausklingendem Pianissimo. Wenn es freilich gilt, diese Ausdruckskraft in äußere Darstellung umzuwandeln, ist ihm seine Lady überlegen. Allerdings häufen sich bei der expressiven Tatiana Serjan die ungelenken Aufschwünge und engen Spitzentöne: Konstatierte einst Karl Böhm, Leonie Rysanek lebe „in wilder Ehe mit den Noten“, ist der Beziehungsstatus zwischen Serjan und der Partitur zumindest „kompliziert“. Ganz umkompliziert orgelnd lieferte Ferruccio Furlanetto wieder den Banquo ab, und Jinxu Xiahou ist vom Malcolm zum Macduff aufgestiegen, den er zu veristisch anlegt. (wawe)

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