Es gibt aber offene Fragen – und Bedingungen: Pilotprojekte hätten gezeigt, dass es für sogenannte Time-out-Klassen auch zusätzliches Personal brauche.
Im Bildungsministerium von Heinz Faßmann (ÖVP) plant man Möglichkeiten, um auffällige Schüler für eine gewisse Zeit aus der Klasse zu nehmen: sogenannte „Time-out-Klassen“. In Wien kann man der Idee, die von Lehrervertretern schon lange gefordert wird, durchaus etwas abgewinnen – unter Bedingungen.
„Wenn man Time-out-Klassen will, dann braucht man dazu Menschen“, sagte Wiens Bildungsdirektor Heinrich Himmer (SPÖ) im ORF. Vor allem an Gymnasien in Wien seien solche Extragruppen bereits getestet worden. „Da sieht man auch deutlich, es braucht mehr Unterstützung. Eine Lehrerin beziehungsweise ein Lehrer kann das nicht übernehmen - mit Schülern, die hoch aggressiv sind, alleine konfrontiert zu sein, das wird nicht die Lösung sein.“
Schüler ab Neuer Mittelschule
Offen seien auch noch Detailfragen, sagte Himmer: „Wer soll die betreuen und was sollen die überhaupt machen? Was ist das Ziel einer Time-out-Gruppe? Wann sollen die zurück und was muss passieren, dass sie zurückkommen?“ Wie die Maßnahmen im Detail aussehen könnten, wird im Bildungsministerium derzeit geprüft und soll demnächst auch vorgestellt werden.
Laut Generalsekretär Martin Netzer sollen die Zielgruppe der Extraklassen Kinder und Jugendliche ab der Neuen Mittelschule oder AHS-Unterstufe sein. Netzer erwartet laut ORF-Radio zudem, dass es in Ballungsräumen mehr Bedarf geben wird. Speziell ausgebildete Lehrer sollen in diesen Gruppen etwa auch das Verhalten in Gruppen und gewaltfreie Konfliktlösung unterrichten.
Extragruppen in Kärnten
In Kärnten laufen seit mehr als zehn Jahren an einzelnen Standorten zu solchen Extragruppen. Dort werden an Volksschulen und NMS fünf bis sieben Schüler zwischen sechs Wochen und einem Schuljahr in eigenen "Fördergruppen" unterrichtet. Diese haben schwere sozio-emotionale Störungen und Defizite. Betreut werden sie von Lehrern, Sonder- oder Sozialpädagogen.
Experten zeigen sich indes skeptisch: Gewalt oder Mobbing in der Klasse könne man nur nachhaltig verhindern, wenn man bei der ganzen Klasse bzw. Schule ansetze, betont Bildungspsychologin Christiane Spiel. Soziologe Kenan Güngör warnt im "Standard" wiederum, dass Time-out-Klassen dazu verleiten würden, Problemschüler in separate Klassen abzuschieben und längerfristige Lösungen gar nicht erst zu suchen.
Neos lehnen Modell ab
Abgelehnt werden Timeout-Klassen auch von den Neos: "Das funktioniert nicht, nur weil man Problemfälle in eigene Klassen setzt." Probleme würden dadurch nur verschoben. Einen ganz anderen Ansatz verfolgt die FPÖ: Sie verlangt Erziehungscamps für "gewalttätige Problemschüler".
Dabei gehe es "in erster Linie um den Schutz und die Sicherheit aller anständigen und braven Schüler, die in ihrem Lernfortschritt nicht beeinträchtigt werden sollen", so der niederösterreichische Landesparteichef Udo Landbauer in einer Aussendung. Eltern von gewalttätigen Schülern wiederum sollen finanziell zur Kasse gebeten werden - mit mindestens 660 Euro.
(red.)