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Astronomie: Österreichs größtes Fenster ins Weltall

(c) Getty Images/iStockphoto (m-gucci)
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Vor 50 Jahren wurde das größte Teleskop Österreichs im Leopold Figl Observatorium offiziell seiner Bestimmung übergeben. Seitdem wurde damit etwa der schnellste Stern der Milchstraße entdeckt.

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"Eigentlich sind wir von den Bildern des Hubble-Teleskops verwöhnt", meint Professor Werner Zeilinger vom Institut für Astrophysik der Universität Wien. Unsere Sicht auf das Weltall wurde durch das Weltraumteleskop, das in den 90er-Jahren den Betrieb aufnehmen konnte, nämlich massiv verbessert. Dabei misst der Spiegel von Hubble mit 2,4 Meter Durchmesser auch nur knapp 90 Zentimeter mehr als der des größten Teleskops in Österreich. Dieses steht im Leopold Figl Observatorium auf dem 880 Meter hohen Mitterschöpfl im niederösterreichischen Wienerwald - und feiert heuer ein rundes Jubiläum. Vor 50 Jahren wurde das Observatorium offiziell seiner Bestimmung übergeben.  

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Gigant mit 42 Meter Durchmesser

Die astronomische Forschung kann in Österreich auf eine lange Tradition zurückblicken. Größen wie Johannes Müller von Königsberg, genannt Regiomontanus, oder Johannes Kepler waren hierzulande tätig, gegen Ende des 19. Jahrhunderts stand die größte Sternwarte der Welt in Wien. Heutzutage sind heimische Astronomen international eng vernetzt. Seit 2008 ist Österreich Mitglied der Organisation European Southern Observatory. Dadurch haben die Forscher Zugang zu den leistungsstärksten Observatorien der Welt, und künftig auch zu dem im Bau befindlichen Extremely Large Telescope (ELT). Dieses wird mit seinem Hauptspiegel, der stattliche 42 Meter Durchmesser hat, 100.000.000 Mal mehr Licht sammeln können als das menschliche Auge. Das gegen ELT winzig wirkende Figl Observatorium hat in der Forschung trotzdem weiterhin seine Berechtigung. Es dient wissenschaftlichen Langzeitprojekten, deren zeitliche Anforderungen Großobservatorien nicht erfüllen können. Ein Schwerpunkt sind dabei transiente - also vorübergehende - Objekte im Universum.

Stern mit Höchstgeschwindigkeit

Dabei kann es durchaus auch zu Überraschungen kommen. Wie etwa bei HIP 60350 im Jahr 1998, der am Figl Observatorium als schnellster Stern der Milchstraße entdeckt wurde – auch wenn der Zufall dabei eine gewisse Rolle spielte. Bei einer routinemäßigen Untersuchung des Himmelsköpers wurden Hinweise auf seine hohe Geschwindigkeit gefunden. Es stellte sich heraus, dass HIP 60350 mit 417 Kilometern pro Sekunde - also 1,5 Millionen km/h - rund 10.000 Lichtjahre von der Erde entfernt durch das Weltall rast. Die bisher höchsten, festgestellten Geschwindigkeiten von Objekten in unserer Galaxie betrugen etwa 200 Kilometer pro Sekunde.

Störendes Gedränge am Nachthimmel

Dabei bietet der Standort des Figl Observatoriums aus heutiger Sicht nicht unbedingt die besten Bedingungen für die astronomische Forschung. "Eigentlich ist der Mitterschöpfl zu niedrig", so Zeilinger. Wünschenswert wären Höhen über 2000 Meter, um störende Einflüsse durch Wetter, Lichtverschmutzung oder auch Luftzirkulationen und -feuchtigkeit geringer zu halten. Wichtige Kriterien wie die Nähe zu Wien und die ganzjährig, relativ leichte Erreichbarkeit grenzten die Möglichkeiten jedoch massiv ein. "Die Auswahl des Standortes für das Figl Observatorium war ein Kompromiss", so der Astronomieprofessor. Hinzu kommt ein Problem, das bei der Grundsteinlegung des Observatoriums im Jahr 1966 noch nicht absehbar war. "Wir befinden uns am Mitterschöpfl in einer Einflugschneise", meint Zeilinger.

Österreichs Doyenne der Astronomie

Digital und international

Auch wenn sich am Grundaufbau des Figl Observatoriums seit Jahrzehnten eigentlich nichts geändert hat, vor allem die Digitalisierung hat die Qualität der Bilder aus dem All aber auch der Arbeit der Wissenschaftler deutlich verbessert. Mussten früher fotografische Platten noch stundenlang belichtet und anschließend entwickelt werden, kommt heute eine Digitalkamera mit maximaler Lichtempfindlichkeit zum Einsatz. Seit 2010 befindet sich das Observatorium auch im reinen Fernbetrieb per Computer. Nur Wartungsarbeit müssen noch vor Ort durchgeführt werden. Steuerung und Datenübermittlung erfolgt über eine Standleitung nach Wien oder das Internet. So haben auch schon Wissenschaftler aus Kanada das Figl Observatorium nutzen können. Nicht nur die Forscher, auch der Mitterschöpfl ist international vernetzt.Die Schwerpunkte der heimischen astronomischen Forschung reichen von Galaxien im frühen Universum über Sternentstehung und Endstadien der Sternentwicklung bis zu potentiell „bewohnbaren Welten“.

Recht spät übernahmen Frauen dabei eine wichtige Rolle. Österreichs Doyenne der Astronomie ist die 1947 geborene Maria Gertrude Firneis. Sie ist die erste habilitierte Astronomin Österreichs, war Mitglied der Astronomischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und leitete die Forschungsplattform Exolife, die sich mit der Entstehung des Lebens im All beschäftigt. 1998 wurde der Asteroid (7722) Firneis nach ihr benannt.

Mehr Infos zum Leopold Figl Observatorium für Astrophsyik finden Sie HIER

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