Wegen des Verdachts der Herabwürdigung des Staates Österreich erstattete ein Wiener Anwalt Anzeige. Der deutsche Satiriker Jan Böhmermann hatte im ORF deftige Ausdrücke benutzt.
"Ständig irgendwen wegen totalem Quatsch vors Gericht zerren – sowas gäbe es in Deutschland nicht!" So äußerte sich der deutsche Satiriker Jan Böhmermann heute auf Twitter zu einer Anzeige gegen ihn. Der Wiener Anwalt Wolfgang List sieht eine Herabwürdigung des Staates Österreich und zeigte Böhmermann deshalb in Österreich und Deutschland an, wie mehrere Medien berichteten.
Grund dafür sind mehrere Aussagen des Satirikers im Interview mit dem ORF-"Kulturmontag". "Es geht nicht, dass ein deutscher Satiriker acht Millionen Österreicher als debil bezeichnet", sagte List gegenüber dem "Standard". Mit der Anzeige wolle er "ein Zeichen setzen". Weiters solle man Personen wie Böhmermann "kein Podium geben" - womit er wohl den ORF kritisiert. Der Anwalt betonte gegenüber dem "Standard", Böhmermanns Äußerungen hätten ihn persönlich als Staatsbürger gestört.
Böhmermann war im ORF-Interview (Anlass war seine Ausstellung in Graz) auf ein Zitat Thomas Bernhard angesprochen worden, in dem dieser die Österreicher als "sechseinhalb Millionen Debile und Tobsüchtige" bezeichnet hatte. Böhmermann nahm das auf und sagte: "Das Rad der Zeit hat sich ja weitergedreht: Jetzt sind es schon acht Millionen Debile." Von den Aussagen hatte sich der ORF gleich nachdem das Interview eingespielt worden war distanziert.
In der Klage werden außerdem Böhmermanns Anspielung auf ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz ("32-jähriger Versicherungsvertreter mit viel Haargel") und der Vorwurf an FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache aufgeführt, dass dieser auf sozialen Medien "volksverhetzende Scheiße" raushaue. An Österreich scheint Böhmermann derzeit besonders interessiert, wie auch seine Twitter-Aktivitäten zeigen.
Etwa zur Zeit der Ausstellungseröffnung sprach Böhmermann übrigens davon, dass er „den hiesigen Schmäh gehörig auf die Probe stellen“ wolle. Nachdem er über die Anzeige getwittert hatte, postete er ein Bild von sich in der Kölner Innenstadt: „Österreichs Nemesis“ in Borat-Manier.
(red.)