Nicht nur auf Forstwegen anzutreffen: Der G des kleinen Mannes

Mercedes G? Fast! Es ist der freche Suzuki Jimny, ebenso 4x4-kompetent.
Mercedes G? Fast! Es ist der freche Suzuki Jimny, ebenso 4x4-kompetent. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Mit dem Jimny hat Suzuki einen Volltreffer gelandet: Der drollig-kompetente Allradzwerg begeistert nicht nur seine Stammklientel.

Jetzt scheinen sie in den waldreichen Landstrichen unseres Landes nur so zu sprießen, die Jimnys. Auf unserer letzten Ausfahrt in den Voralpen begegneten uns gleich drei Exemplare des neuen Suzuki.

Die hohe Verbreitung im Ruralen ist an sich auch nur erwartbar, denn der Jimny ist traditionell des Försters und Waidmanns Liebling. Freilich in gedeckteren Farben, als sie unser Testexemplar trug. Grad ein Jäger will ja nicht leuchten von weither.

Kompakt – vor allem das Schmale ist im Unterholz und im Hohlweg das Kriterium! –, mit durchsetzungsfähigem Allrad, japanisch zuverlässig und nicht zu teuer in Unterhalt und Anschaffung: Paradedisziplinen des nur 1645 Millimeter breiten und knapp über 3,6 Meter langen Jimny, mit seinem Wendekreis unter zehn Metern (exakt: 9,8 m, im Vergleich der VW Polo: 10,6 Meter, und zwar ohne dafür nachteiligen Allradantrieb). Preis? Ab 17.990 Euro.

Clemens Fabry

Aber klein sein ist nicht alles. Der Jimny wühlt sich entschlossener durch unwegsames Terrain als je zuvor. Leiterrahmen plus eine steife Radaufhängung mit Starrachsen und Panhardstab, dazu ein Differenzialgetriebe mit Sperrwirkung – das ist das große Einmaleins der 4x4-Genres.

Steile Hänge

Am Steuer kann man manuell von Vorderradantrieb (2H) zu Allradantrieb (4H) oder in die Untersetzung (4L) wechseln. Im 4L-Modus wird zusätzliches Drehmoment aufgeboten, was das Fahren in rauem Gelände und auf steilen Hängen erleichtert. Wer mit dem Jimny nicht mehr weiterkommt, zweifelt Grundgesetze der Physik an.

Weniger zu Hause ist der Suzuki naturgemäß auf der Autobahn. Auf der Landstraße ist der 102 PS starke 1,5-Liter-Vierzylinder noch ein spritziger Geselle, aber in höheren Geschwindigkeitsbereichen geht ihm mangels sechsten Gangs die Luft aus, die hohe Drehzahl will man sich nicht lang antun, und bei 145 km/h ist sowieso Ende Gelände. Kaum als Makel zu werten, denn: klar bauartbedingt. Das Automatikgetriebe haben wir nicht getestet, im Jimny gehören die Gänge aber wohl ohnehin mit der Hand sortiert.

Lange Wartezeit

Das echte Problem des aktuellen Jimny ist ein anderes: Wer ihn heute bestellt, muss mit bis zu einem Jahr Lieferzeit rechnen, dergestalt ist das Verhältnis von (hoher) Nachfrage und (beschränktem) Kontingent. Den Zug zum Lifestyle-Vehikel hat die Baureihe schon traditionell gehabt, nun werden aber immer breitere Kundenkreise entdeckt. Das liegt am allgemeinen Boom des rustikalen Autoformats, vor allem aber am gelungenen Styling der neuen Jimny-Generation.

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Wie eine kleine G-Klasse wirkt der Zweitürer, drollig, aber auch kompetent. Platzmäßig lässt er sich mit einem Coupé vergleichen. Denn hinter den Rücksitzen ist so gut wie kein Laderaum, da kommt gleich die Hecktür. Legt man einen oder beide Sitze um, ist freilich im Nu Platz für allerlei geschaffen.

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Auch das Cockpit ist dazu angetan, den Sympathiefaktor des Kleinen noch zu erhöhen. Alles ist sauber und übersichtlich ausgeführt und ließe sich auch mit dicken Handschuhen bedienen. Tempomat gibt es serienmäßig, Sitzheizung und Lederlenkrad je nach Ausstattung. Top: LED-Scheinwerfer, die nächstens auf der einsamen Landstraße einen ernsthaften Sicherheitsfaktor darstellen. Farben? Für die urbane Klientel darf es durchaus Kinetic Yellow sein. (tiv)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2019)

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