Mathematik-Matura: „Hoffen auf bessere Resultate“

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Die Matura war vergleichbar mit früheren. Positiv wirken könnten Änderungen bei Zeit und Notenschlüssel.

Wien. Die Maturaprüfung, die vielen Schülern die meiste Angst gemacht hat, ist vorbei, und auf Instagram witzeln die Schüler denn tags danach auch über die Klausur: Wenn das Einzige, was man sich ausrechnen könne, die Wahrscheinlichkeit einer Kompensation sei, heißt es dort etwa – unterlegt vom Foto eines ratlos blickenden Donald Trump.

Die sogenannten Maturamemes sind inzwischen Tradition, um die Spannung nach den großen Prüfungen abzubauen. Wenngleich die Noten noch fehlen: Bis spätestens 21. Mai müssen die rund 43.000 Mathematikmaturanten erfahren, wie sie schriftlich abgeschnitten haben. Wer ein Nicht genügend kassiert hat, der hat eine Woche später noch die Möglichkeit, dieses auszubessern: bei den mündlichen, aber ebenfalls zentral vorgegebenen Kompensationsprüfungen.

„Wir warten jetzt auch auf die Ergebnisse“, sagt Bundesschulsprecher Timo Steyer, der davon sprach, dass es heuer einfacher sein dürfte, einen Vierer zu bekommen – der zweite, vertiefende Teil aber anspruchsvoll gewesen sei. Steyer ist vorsichtig optimistisch, dass die Maturanten nicht so schlecht abschneiden wie voriges Jahr, als rund jeder Fünfte ein Nicht genügend kassiert hat. „Wir hoffen bzw. gehen davon aus, dass die Ergebnisse besser sind als vergangenes Jahr.“

Keine Aufregung unter Lehrern

Wegen des Notendesasters hat das Bildungsministerium an einigen Punkten geschraubt: Die Aufgabentexte sollten kürzer und verständlicher werden. An den Gymnasien durften beide Aufgabenteile über die vollen viereinhalb Stunden bearbeitet werden. Für manche Aufgaben gibt es nun auch halbe Punkte. Außerdem wurde heuer der Bewertungsschlüssel so geändert, dass es zwei Arten gibt, um zu einem Genügend zu kommen (siehe Faktenkasten).

An die Lehrervertreter ist bis dato keine Aufregung herangetragen worden: „Was ich von den Kollegen gehört habe, ist, dass die Matura fair und die Texte verständlicher waren als zuletzt“, sagt Roland Gangl von den berufsbildenden höheren Schulen (BHS). Bei seinem AHS-Kollegen Herbert Weiß hat sich bis zuletzt niemand gemeldet – anders als im Vorjahr. „Das könnte darauf hindeuten, dass es keine problematischen Beispiele gegeben hat – was ich mir wünsche.“

Die Presse/GK

Die AHS-Lehrerin Anita Dorfmayr, die als Vorsitzende der Arge Mathematik Niederösterreich Vorschläge für die Neuerungen gemacht hat, spricht von einer fairen Prüfung: Teil eins habe ein sehr gutes Niveau mit klaren Formulierungen gehabt, Teil zwei sei zu Recht deutlich anspruchsvoller gewesen. Für die Schüler wichtig sei die Zeit gewesen. Dafür habe es manche enttäuscht, dass nur bei zwei Aufgaben halbe Punkte möglich waren.

Die Mathematikdidatikerin Petra Hauer-Typpelt von der KPH Wien/Krems findet die Klausur angemessen und vergleichbar mit früheren. „Ich würde nicht sagen, dass sie einfacher ist.“ Auffällig sei, dass das allererste Beispiel sehr gefällig und nicht besonders schwierig sei. „Da hat man schon überlegt, was man an die erste Stelle setzt.“ Teil zwei sei anspruchsvoll und habe viel Text. Dass sich Schüler dort in den Kontext einlesen müssen, entspreche aber der Grundidee.

Vereinfachung der Texte geglückt

Ähnlich sieht das Andreas Vohns, Mathematikdidaktiker an der Universität Klagenfurt: Die Beispiele für die AHS seien prinzipiell nicht anders gewesen als in den Vorjahren – abgesehen von der besonderen Aufmerksamkeit für die Angabetexte: „Was geglückt ist, ist die Vereinfachung der Texte: Dort dürfte das Ministerium viel investiert haben.“ Bei den angewandten Aufgaben – insbesondere an den BHS – brauche es aber immer Kontext, also auch längere Texte.

Die Presse/GK

„Ich denke, dass die Änderungen in den Rahmenbedingungen – Zeit, Benotung – eigentlich dazu führen sollten, dass es dieses Jahr keine Katastrophe gibt“, sagt der Mathematiker. Wobei er meint: Natürlich sei es ein Problem, wenn viele Maturanten durchfallen – ihr Abschneiden spiegle aber eben auch das Mathematikniveau wider.

Alle Maturaaufgaben online: www.srdp.at

Auf einen Blick

Der Bewertungsschlüssel bei der Matura wurde für die AHS geändert: Für einen Vierer waren bisher 16 Punkte im Grundlagenteil nötig, wobei im zweiten Teil dafür noch vereinzelt Bonuspunkte gesammelt werden konnten. Nun reichen als zweite Möglichkeit auch insgesamt 24 Punkte aus beiden Teilen für ein Genügend. Wer mindestens 16 Punkte im Grundlagenteil erreicht, bekommt ab 24 Punkten einen Dreier. Wer im Grundlagenteil dagegen unter 16 Punkten bleibt, allerdings insgesamt auf 24 Punkte kommt, erhält mit 24 Punkten einen Vierer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2019)

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